Warum ist der Baumschnitt so wichtig?

Bäume haben viele gute und wichtige Eigenschaften. Sie sind für das Ökosystem unverzichtbar, sie reinigen die Luft, spenden Schatten im Garten und liefern leckere Früchte. Aber: Wachstum und gute Erträge kommen nicht von alleine. Bäume brauchen Pflege, das heißt vor allem: einen ordentlichen Baumschnitt.

 

Morsche, kranke und abgestorbene Äste müssen entfernt werden, da sie Eintrittspforten für Krankheiten und Pilzsporen darstellen und unnötig Energie verbrauchen.
Einmal im Jahr solltest du solche Äste entfernen, damit sich die gesamte Energie und alle Nährstoffe auf die gesunden Teile des Baumes konzentrieren.

Idealerweise im Sommer sollten die sogenannten Wasserschosse sollten entfernt werden: Das sind schnell wachsende aufrechte Triebe, die aus dem alten Holz eines Baumes, oft aus schlafenden Knospen, austreiben.

Durch den Beschnitt sorgst du außerdem für mehr Lichteinfall und Luftzirkulation in der Baumkrone. Damit reduzierst du das Risiko von Pilzinfektionen deutlich. Und die Krone sieht schöner aus. Der Rückschnitt fördert das Wachstum dicker und stabiler Äste. 

Sicherheit ist ebenfalls ein Aspekt. Durch das Entfernen von toten, kranken oder herabhängenden Ästen verhinderst du, dass diese bei Stürmen auf Gebäude oder Stromleitungen herabfallen und Schäden anrichten.

Aber beim Baumschnitt geht es nicht allein um Wachstum, Fruchtertrag, Gesundheit und Sicherheit, sondern ein bisschen auch um Schönheit. Wie beim Friseur kannst du mit dem richtigen Schnitt Struktur, Form und Silhouette eines Baumes verändern - und vielleicht sogar deine Nachbarn ein wenig neidisch machen.

Schnitt für Schnitt. Anleitung zum Bäumeschneiden

Erstmal solltest du natürlich klären, mit welcher Baumart du es zu tun hast und wann dfür diese richtige Zeitpunkt für den Schnitt ist. Dann definierst du deine Ziele. Geht es dir vor allem um die Ästhetik? Oder willst du den Fruchtertrag steigern? Schließlich kommt es auf die Lebensphase des Baums an.

Kranke Zweige, verwelkte Blüten und vertrocknete Früchte solltest du grundsätzlich immer entfernen.

Man unterscheidet man zwischen den folgenden Schnittvarianten:

Pflanzschnitt: Das ist der Schnitt, den dein Baum idealerweise vor oder unmittelbar nach dem Pflanzen bekommen sollte. Entferne konkurrierende Triebe, die mit dem Hauptstamm um Ressourcen kämpfen; kürze zu lange Äste, welche die noch junge Pflanze überlasten. Mit diesem ersten Schnitt unterstützt du die Entwicklung und Form des Baumes und sorgst dafür, dass möglichst viel Energie in den Hauptstamm und wenige ausgewählte Leitäste fließt. 

Erziehungsschnitt: Gute Erziehung ist alles. Auch bei deinem Baum. Mit dem sogenannten Erziehungsschnitt beim heranwachsenden Baum kannst du die Wuchsform gezielt beeinflussen und optimieren. Dabei entfernst du überflüssige und quer wachsende Äste. Dies fördert die Entwicklung einer stabilen Kronenstruktur und verhindert spätere Schäden oder Fehlwuchs. Grundsätzlich ist eine pyramidale Kronenform erstrebenswert: Die unteren Äste sollten länger sein als die oberen, damit das Licht bis tief in die Krone dringt. Das sichert den Fruchtertrag bei Obstbäumen und bei Zierbäumen die Stabilität. 

Erhaltungsschnitt: Wie der Name schon sagt, dient dieser Schnitt dem Erhalt des Baumes. Du wendest ihn also bei ausgewachsenen Bäumen an, um die Krone zu lichten, tote oder kranke Äste zu entfernen und den Baum gesund zu halten. Wichtig: Durch den Erhaltungsschnitt reduzierst du die Gefahr von Schäden durch herabfallende Äste.

Verjüngungsschnitt: Ist dein Baum schon ein wenig älter und wirkt vergreist, verkkahlt oder verbuscht, braucht er vielleicht einen Verjüngungsschnitt. Durch kräftiges Zurückschneiden der Äste kann der Baum wieder neu austreiben und sich erneuern. Mit diesen Rückschnitten hauchst du dem Baum neues Leben ein und hilfst ihm, wieder kräftig und gesund zu wachsen.

Formschnitt: Auch die Gartengestaltung kann Grund für einen Baumschnitt sein. Du kannst das Höhenwachstum kontrollieren, die Baumkrone nach deinem Geschmack formen. Diese Baumarten eignen sich besonders gut für einen Formschnitt:
Laubbäume: Hainbuche, Rotbuche, Stechpalme, Feldahorn
Nadelbäume:  Eibe, Scheinzypresse

Es werde Licht. Bei ausgewachsenen Bäumen sollte einmal im Jahr die Baumkrone ausgelichtet werden.
Es werde Licht. Bei ausgewachsenen Bäumen sollte einmal im Jahr die Baumkrone ausgelichtet werden.

Timing ist alles. Auch beim Baumschnitt.

Wann ist die ideale Baumschnittzeit? Es kommt dabei auf die Baumart an. Im Allgemeinen gilt aber ein frostfreier Tag im Spätwinter als geeignet. Also dann, wenn der Baum noch in der Winterruhe ist, aber es gleichzeitig nicht mehr lange dauert, bis die Wachstumsphase und damit die „Wundheilung” einsetzt. Mit dem sogenannten Winterschnitt verursachst du wenig Stress für den Organismus des Baumes. Gleichzeitig reduzieren die kühleren Temperaturen das Risiko von Krankheitsinfektionen an den Schnittstellen. Ein weiterer Vorteil im Winter: Ohne Blätter lässt sich die Struktur des Baums besser erkennen, sodass du gezielter schneiden kannst. Mit einem  Winterschnitt regst du den Baum zu stärkerem Wachstum an.

Ein Sommerschnitt hemmt das Wachstum. Doch es gibt Bäume, die lieber im Sommer geschnitten werden. Der Sommerschnitt wird oft wegen der besseren Wundheilung in der Vegetationsperiode gewählt. Frühblüher wie Kirsche und Aprikose vertragen den Schnitt besser direkt nach der Ernte, damit die Blütenpracht des Folgejahres nicht beeinträchtigt wird. Auch Walnussbäume werden im August oder September geschnitten. Zu dieser Zeit tritt wenig Saft aus den Schnittwunden, so können sie noch gut vor dem Winter verheilen.

Zwischen März und September solltest du sicherstellen, dass keine Vögel in dem Baum brüten, den du beschneiden willst. Für das Fällen oder Kappen von Bäumen außerhalb von Ortschaften in dieser Zeit gelten mitunter Einschränkungen.

Schnittzeiten

1. Obstbäume

Apfel- und Birnbäume: Hauptbeschnitt Ende Februar bis Anfang März; leichte Korrekturen sind auch im Sommer (Juli/August) möglich.

Pflaumen, Mirabellen, Zwetschgen: am besten im Sommer direkt nach der Ernte im Juli oder August, um die Wundheilung in der Vegetationszeit zu nutzen und Pilzinfektionen zu vermeiden.

Kirschbäume: Nach der Ernte im Spätsommer, um Pilzinfektionen zu vermeiden.

2. Nadelbäume

Nadelbäume vertragen Schnitte weniger gut. Viele treiben aus altem Holz schlecht wieder aus. In der Regel benötigen sie keinen Rückschnitt. Falls doch, dann im Spätwinter bis Frühling.

3. Laubbäume (Zierbäume)

Ahorn und Birke: Dezember bis Januar, solange die Temperaturen frostfrei sind, aber bevor der Saftstrom beginnt, da sie im Frühjahr sehr stark bluten.

Winterruhe. Im Winter pausiert das Wachstum der Bäume, deshalb eignet sich diese Zeit am besten für den Schnitt.
Winterruhe. Im Winter pausiert das Wachstum der Bäume, deshalb eignet sich diese Zeit am besten für den Schnitt.

Du hast das Zeug dazu. Welches Werkzeug brauchst du für den Baumschnitt?

Der richtige Baumschnitt beginnt mit der Auswahl des passenden Werkzeugs.

Bei dünneren Zweigen und Ästen bist du meistens mit einer Gartenschere gut beraten. Für dickere Äste solltest du dir spezielle Astscheren und Baumsägen besorgen. Äste, die weiter oben liegen, erreichst du mit einem sogenannten Hochentaster. Dabei handelt es sich um eine kleine Kettensäge mit einem Teleskopstiel, die bis zu 3 m aufgezogen werden kann. Setzt du einen Hochentaster ein, musst du neben einer Schutzbrille und einem Helm Schnittschutzhosen und einen Gehörschutz tragen.

Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass du stets gut geschärftes Werkzeug benutzt. Nur so erielst du glatte, saubere Schnitte, die schnell verheilen. 

Und genauso wichtig wie das richtige Werkzeug ist deine Sicherheit. Arbeite immer mit Handschuhen. Beim Arbeiten in der Höhe sind Schutzhelm und -brille unverzichtbar. Beim Einsatz eines Hochentasters muss dieser immer sicher am Tragegurt befestigt sein, damit er nicht herunterfallen kann. Apropos herunterfallen: Während des Entastens solltest du  stets darauf achten, dass sich niemand im Gefahrenbereich von herabfallenden Ästen aufhält. Auch beim Baumschnitt gilt: Nur sicher ist sicher.

Keine Erfahrung? Kein Problem. So vermeidest du häufige Fehler beim Baumschnitt

Auch ohne große Erfahrung kann dir ein guter Baumschnitt gelingen. Wichtig ist, dass du auf folgende Punkte achtest: 

Weniger ist mehr. Je mehr du schneidest, desto größer ist die Belastung für den Baum. Deshalb nicht zu viele auf einmal und immer nur wirklich nötige Äste entfernen. Lass dem Baum Zeit, sich zu erholen. 

Sauberer Schnitt. Arbeite sorgfältig, stets mit geschärftem Werkzeug. Unsaubere Schnitte erhöhen das Infektions- und Krankheitsrisiko.

Dreischnittmethode: Wende diese Methode bei stärkeren Ästen an , um ein Ausreißen der Rinde zu vermeiden: erst ein Entlastungsschnitt von unten, dann von oben, zum Schluss sauber am Astring nachschneiden.

Astring-Schnitt: Schneide nicht zu nah am Stamm, sondern schneide knapp außerhalb des Astkragens (Astring), da sich dort die Zellen für die Wundheilung befinden. Lasse aber auch keine langen Stummel stehen, da diese nicht verheilen und Fäulnism und Krankheitserreger in den Baum eindringen lassen. 

Gesundheit geht vor. Bäume sind lebende Organismen. Achte beim Schneiden darauf, sie nicht unnötig zu verletzen, entferne infizierte und kranke Äste. Wenn du kranke Bäume schneidest, desinfiziere anschließend dein Werkzeug, damit du Pilze oder Bakterien nicht auf andere Bäume überträgst. 

Lass Profis ran. Beauftrage bei größeren Maßnahmen an hohen Bäumen oder Bäumen in Hausnähe aus Haftungs- und Sicherheitsgründen eine professionelle Baumpflegefirma oder einen zertifizierten Baumpfleger.

Weg damit. Tote und kranke Äste sollten entfernt werden, damit die ganze Energie in den gesunden teil fließt.
Weg damit. Tote und kranke Äste sollten entfernt werden, damit die ganze Energie in den gesunden teil fließt.

Fazit

Mit einem regelmäßigen und fachgerechten Baumschnitt trägst du zur Gesundheit und Schönheit des Baumes bei, steigerst bei Obstbäumen den Ertrag und beugst Schäden durch herabfallende Äste vor. Der richtige Schnitt und das Timing sind entscheidend. Dabei solltest du auch auf Sicherheit und die Wahl des richtigen Werkzeugs Wert legen.

FAQ – häufig gestellte Fragen

Warum muss man Bäume schneiden?

Ein jährlicher Baumschnitt fördert nicht nur das gesunde Wachstum und die Fruchterträge, sondern vermindert auch das Risiko von Pilzinfektionen und Schäden durch herabfallende Äste. Es geht dabei nicht nur um die Gesundheit und Sicherheit des Baumes, sondern auch um seine ästhetische Erscheinung.

Welche Schnittvarianten gibt es?

Es gibt vier Hauptvarianten – für vier Lebensphasen. 

    - Pflanzschnitt: direkt nach dem Pflanzen unterstützt er die Entwicklung und Form des jungen Baumes.

    - Erziehungsschnitt: beeinflusst die Wuchsform des heranwachsenden Baumes und fördert eine stabile Kronenstruktur.

    - Erhaltungsschnitt: angewendet bei ausgewachsenen Bäumen, um die Baumkrone zu lichten und tote oder kranke Äste zu entfernen.

    - Verjüngungsschnitt: für ältere Bäume, die eine Verjüngung und neues Wachstum benötigen.

Wann ist die beste Zeit für den Baumschnitt?

Obwohl jeder Baum individuelle Anforderungen hat, ist ein frostfreier Tag im Spätwinter oft ideal. Zu dieser Zeit ist der Baum noch in der Winterruhe, aber die Wachstumsphase steht kurz bevor. Einige Bäume, wie beispielsweise Frühblüher, profitieren jedoch von einem Sommerschnitt direkt nach der Ernte.

Welches Werkzeug benötige ich für den Baumschnitt?

Für dünne Zweige und Äste eignet sich eine Gartenschere. Für dickere Äste benötigst du spezielle Baumscheren und Sägen. Äste in höheren Positionen können mit einem Hochentaster, einer kleinen Kettensäge mit Teleskopstiel, erreicht werden. Sicherheitsausrüstung, wie Handschuhe, Schutzhelm und -brille, ist ebenso wichtig.

Welche Anfängerfehler sollte ich vermeiden?

Einige häufige Fehler sind: zu viel auf einmal zu schneiden, unsaubere Schnitte durch stumpfes Werkzeug, das Verwenden ungeeigneter Werkzeuge, das Schneiden zum falschen Zeitpunkt und das Nichtentfernen infizierter oder kranker Äste. Es ist wichtig, sich vorab gut zu informieren und sorgfältig zu arbeiten.

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