Personen mit Papierkronen auf dem Kopf, die mit Weingläsern gemeinsam anstoßen
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Kulinarische Weltreise: Was essen die Menschen zu Weihnachten?

Die Geburt des Christkinds wird auf allen Kontinenten gefeiert. Doch so unterschiedlich die Weihnachtsbräuche in den jeweiligen Kulturen sind, so vielfältig ist auch die Festtagsküche.

Lesedauer: 5 Min.

Auch wenn die Vorbereitungen zum Weihnachtsfest oft mit Stress verbunden sind, holt uns zugleich immer wieder ein Gefühl des Zaubers ein, der uns dem schnöden Alltag entrückt und die Familie um den Christbaum versammelt. Gerade die traditionellen Festtagsmähler tragen dazu bei, uns ein Empfinden von Vertrautheit, Geborgenheit und Zu-Hause-Sein zu bescheren. MEIN LEBEN hat dir kulinarische Spezialitäten aus Österreich und der Welt zusammengetragen: 

Österreichs kulinarische Vielfalt am Heiligen Abend

Essfertig zubereiteter Fisch in einer Schüssel mit Soße
Variantenreich: Fisch gibt es bei dem einen mit Soße, bei dem anderen eingelegt oder geräuchert, im Ganzen oder als Häppchen.
  • Niederösterreich und Wien: Hier steht der traditionelle Karpfen ganz oben in der Beliebtheit. Er wird als Filet zubereitet oder als Sülzchen oder als Karpfensuppe gereicht.
  • Oberösterreich: Die Oberösterreicher essen den Karpfen gern gebacken. Am Heiligen Abend lieben sie aber auch Bratwürstel mit Erdäpfelsalat und Sauerkraut. Oder es gibt eine Brotsuppe mit Schweinefleisch.
Gedeckter Tisch mit Würstchen, Brot und diversen Beilagen
Deftig: Sauerkraut und Würstchen
  • Vorarlberg: Deftig und schlicht wird mit Kalbsbrat- oder Mettenwürstel mit Sauerkraut gefeiert.
  • Salzburg: Der Weihnachtsschmaus besteht oft aus einer Rindssuppe mit Würstel – das können Frankfurter sein oder Weißwürstel oder Mettenwürstel. Aus dem Pinzgau stammt eine einfache, aber köstliche Spezialität, das Bachlkoch: eine cremige Leckerei aus Milch und Mehl, etwas Salz, in Butter ausgebacken und mit Honig beträufelt. 
  • Tirol: Hier hat die Nudelsuppe mit Würstel Tradition. Aber auch der Schweinsbraten oder das Fondue.
Gans mit Rotkraut und Erdäpfelknödel auf weißem Teller
Traditionell: Gans mit Rotkraut und Erdäpfelknödel
  • Steiermark: Auch die Steirer lieben den Karpfen zum Fest. Beliebt ist auch der Gänsebraten oder Würstel.
  • Kärnten: Im südlichsten Bundesland gibt es Selchwürstel mit Sauerkraut und Schwarzbrot. Zum süßen Abschluss den Reindling-Kuchen mit Mohn-Rosinen-Butter.
  • Burgenland: Im Osten wird Tafelspitz mit Apfelkren gereicht. Oder Räucherlachs mit Rotkraut und Erdäpfelknödel.

Europas Weihnachtsküche ist voller Überraschungen

Gefeiert wird das Fest von der Geburt Jesu in aller Welt. Doch die unterschiedlichen Kulturen haben sich die heiligen Tage auf jeweils ganz verschiedene Weise angeeignet. Allein in den europäischen Ländern haben sich vielerlei Bräuche entwickelt. So findet nicht überall die Bescherung am Heiligen Abend statt. Es bringen auch nicht in allen Ländern der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke.

Pasta mit Tomatensoße wird aus einer Schüssel serviert
Pasta-Liebe: An Heilig Abend sind Nudeln schnell gemacht.
  • Italien: In dem traditionell katholischen Land hat Weihnachten einen entsprechend hohen Stellenwert als Familienfeier. Am 25. Dezember versammeln sich die italienischen Familien zu einem opulenten Mahl über den Nachmittag hinweg. Dieser erste Weihnachtstag auch der Tag der Bescherung, an dem Babbo natale, der Weihnachtsmann, die Geschenke unter den Baum legt. Am Vorabend, dem 24. Dezember, essen die Italiener gewöhnlich kein Fleisch, nur Fisch und Meeresfrüchte, oft begnügen sie sich mit Spaghetti vongole, Pasta mit frischen Venusmuscheln mit Weißwein, Olivenöl und Knoblauch. Das eigentliche Pranzo di natale, das Weihnachtsessen, am 25. Dezember besteht aus Fleisch wie Huhn, Lamm, frischen Würstel. Den süßen Abschluss bilden Struffoli, Gebäckbällchen mit Honig und Puderzucker, oder Panettone, ein Kuchen mit kandierten Früchten.
  • Frankreich: Im Land der Gourmets wird gleich zwei Mal beschert. Nach einem ausgiebigen Festessen am Heiligen Abend mit Austern, Schnecken, Truthahn mit Maronen und köstlichen Süßspeisen wie Buche de Noel, einem Buttercreme-Kuchen, geht die gesamte Familie zur Mitternachtsmesse in die Kirche. Unterdessen schleicht sich Père Noël, wie der Weihnachtsmann hier heißt, in die Häuser und versteckt in den Schuhen der Kinder kleine Geschenke. Ein kleiner Vorgeschmack auf den nächsten Tag, wenn die große Bescherung stattfindet.
Traditioneller Christmas Pudding aus Großbritannien
Trockenobst: In Großbritannien hat der Christmas Pudding Tradition.
  • Großbritannien: Die Engländer dekorieren ihre gute Stube ein bisschen wie an Karneval – mit Girlanden und Luftschlangen. Der Festmahlstisch am Christmas Eve, dem Heiligen Abend, ist mit Hütchen und kleine Tröten geschmückt. Geschlemmt wird bei Truthahn, Huhn und Gans mit allerlei Füllungen. Der traditionelle Christmas Pudding darf nicht fehlen: ein im Tuch gedämpfter Pudding mit Trockenobst (wie Rosinen und Nüssen) und Rindernierenfett in Brandy getränkt.
  • Skandinavien: Die Schweden nennen Weihnachten Julfest und feiern es vom ersten Advent bis zum 13. Januar. Wichtig ist der 13. Dezember, der Tag der Heiligen Lucia, die Licht ins Dunkel bringt. Zentraler Weihnachtstag ist der Heilige Abend, an dem nach dem Essen der Jultomten, der Weihnachtsmann, die Geschenke bringt. Anschließend geht die Familie zur Mitternachtsmesse. Auf den Tisch kommen häufig Schweinefußsülze, Reisbrei und Lutefisk, Kabeljau in Salzlake gelegt und so gegart. Das Ende der Weihnachtszeit am 13. Januar begehen die Erwachsenen mit reichlich Julbier.
  • Island: Eher exzentrisch muten die Weihnachtsmythen am nördlichen Polarkreis an. Statt eines liebenswürdigen Weihnachtsmanns sind hier tolldreiste Trolle unterwegs, die 13 Jólasveinar, die rülpsen, stehlen, mit den Türen knallen und Angst und Schrecken verbreiten. Die Isländer trinken dunkles Weihnachtsbier und lachen über ihre einzigartigen Weihnachtsgeister. Dazu essen sie geräuchertes Lamm, Alpenschneehuhn, Rentierpastete, eingelegte Heringe und geräucherte Papageientaucher.

In aller Welt sind die Menschen in Weihnachten verliebt

Aber nicht nur die Verschiedenheit der Kulturen führt zu einer Vielfalt der Weihnachtsbräuche, sondern auch die unterschiedlichen Klimazonen rund um den Globus. Während wir in unserer Hemisphäre das Weihnachtsfest in der dunklen und kalten Jahreszeit erleben und es mit Schnee, Gemütlichkeit, Kerzenschein und heißem Glühwein verbinden, ist es in anderen Weltregionen warm und sonnig, und die Menschen feiern das Fest der Liebe sogar unter freiem Himmel.

Gefüllter Truthahn mit Kartoffelbrei und Pie.
Amerikanisch: Gefüllter Truthahn mit Kartoffelbrei und Pie.
  • USA: In Nordamerika kommt zu Christmas, auch X-mas abgekürzt, Santa Claus in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember durch die Schornsteine der Häuser geklettert, um seine Geschenke unter den Baum zu legen. Um sein enormes Pensum zu bewältigen, reist er auf einem Schlitten, den Rentier Rudolph zieht, durch die Lüfte. Weihnachten feiern die Familien mit einem großen Mahl, zumeist kommt Truthahn auf den Tisch, dazu Süßkartoffeln, Bohnenauflauf und viel Bratensoße. Dazu gibt es selbstgebackene Brötchen, die dinner rolls, eingekochte Cranberries mit Birnenstückchen versüßt und Pecan Pie, eine Nusstorte.
  • Brasilien: Auf dem südamerikanischen Kontinent ist das Weihnachtsfest stark religiös geprägt, die öffentlichen Plätze und Wohnungen sind mit Krippen geschmückt, um an den Stall von Bethlehem zu erinnern. Gegessen wird Heiligabend erst ab Mitternacht. Als Vorspeise gibt es würzige Cremes aus Tomate und Thunfisch. Zum Puter mit Maronen wird im Ofen gegarter Kochschinken serviert, Grünkohl mit Knoblauch, gesalzener Kabeljau. Erdäpfelsalat mit Rosinen und Apfelscheiben. Als Nachtisch frische Früchte und Kokosplätzchen. Die Reste vom Nachtmahl werden am 25. Dezember in vergnügter Runde mit Verwandten und Freunden verspeist.
Gruppe an Leuten an einem Tisch, die gemeinsam anstoßen
Auch in Brasilien wird im Familienkreis gefeiert.
  • Philippinen: Auf der katholisch geprägten Inselgruppe im südchinesischen Meer wird in tropischer Hitze von September bis Januar gefeiert. Ein Drittel des Jahres Weihnachten – das ist einzigartig auf der Welt. Die Hauptstadt Manila erstrahlt im festlichen Lichterglanz, in Supermärkten und Einkaufszentren erschallen Weihnachtslieder, an Heiligabend gehen die Gläubigen gleich mehrmals in den Gottesdienst. Gefeiert wird auf größeren Parties mit Lechon als Höhepunkt, einem ganzen gegarten Schwein am Drehspieß.
  • Südkorea: Obwohl die Christen in der Minderheit sind, gilt Weihnachten in Südkorea als einzigem asiatischen Land als offizieller Feiertag. Die Einheimischen lieben die Festtagsstimmung, allerlei Adventskitsch und den Weihnachtskuchen mit viel Sahne und bunter Dekoration.
Torte auf einem Tisch mit Weihnachtsbaum im Hintergrund
In Australien freuen sich Groß und Klein auf die traditionelle Sahnetorte.
  • Australien: Im Outback ist zur Weihnachtszeit Hochsommer. Wie in den USA bringt Santa Claus am 25. Dezember die Geschenke, allerdings ist er nicht im dicken Wintermantel durch den Schnee unterwegs, sondern sitzt sommerlich gekleidet am Strand. Entsprechend feiern die Australier ihr Weihnachten im Freien: Sie grillen und picknicken in Parks, Musikbands spielen auf und viele Kinder packen ihre Geschenke draußen aus. Als Reminiszenz an die Festtagsgemütlichkeit Europas werden zuweilen Kerzen angezündet, Plastiktannen aufgestellt und Kunstschnee ausgebreitet. Kulinarisch kommen Steaks, Hühnchen und Meeresfrüchte auf den Grill. Eine süße Krönung ist Pavlova – eine Bassiertorte mit Sahne und Früchten.
  • Madagaskar: Die einstige französische Kolonie vor Afrikas Ostküste ist nicht nur ein Land, in dem der Pfeffer wächst, sondern die Heimat des Weihnachtssterns. Die rote Blütenpflanze, die wir gerne in unser Wohnzimmer stellen, wächst auf Madagaskar so häufig, dass sie dort schlicht „Madagaskar“ oder auch „Fleur de Madagascar“ genannt wird. Der große Festtag ist der 25. Dezember, die Familie feiert Christmesse in der Kirche, danach wird zusammen gegessen und gesungen. Die Kinder sagen Gedichte auf. Oft werden einfach Stechpalmen und Bananenstauden festlich geschmückt. Gekocht wird Hühnchen, mal als Eintopf mit Kokosnuss, mal in Ingwer und Knoblauch. Litschis sind eine beliebte Weihnachtsleckerei.
Fladenbrot mit Dips, Fleisch und Gemüse
Orientalisch: Fladenbrot mit Dips, Fleisch und Gemüse
  • Äthiopien: In dem überwiegend christlichen Vielvölkerstaat gilt der julianische Kalender, daher findet Weihnachten am 7. Januar statt. Am 6. Januar beginnt ein traditionelles Fasten, das tags darauf gebrochen wird mit Wat – einem scharfen Gericht aus Fleisch und Gemüse mit Injera, dem Sauerteig-Fladenbrot.
  • Libanon: Im Land des Zedernbaums beginnen die Christen der westlichen Kirchen schon zwei Wochen vor dem 24. Dezember mit dem Pflanzen von Keimlingen. Erbsen-, Bohnen-, Weizen- oder Leinsamen werden in Wattebäusche gepflanzt und später als Krippenschmuck verwendet. Eine kulinarische Spezialität sind Kibbeh – Klöße aus Bulgur und Hackfleisch. Dazu Taboulé-Salat aus Tomaten, Petersilie, Zwiebeln und Minze.

Unsere weihnachtliche Weltreise zeigt, wie sehr die Geburt des Christkinds überall auf dem Erdball ihre Zauberkraft entfaltet hat, Kinderherzen höherschlagen lässt und Familien wie Freunde bei Tisch zusammenführt. Das gemeinsame Essen ist eben eine der friedlichsten und fröhlichsten Gewohnheiten, die die Menschen entwickelt haben.

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