Auf dem Rad ist man kaum geschützt. Wir zeigen, welche Ausstattung du brauchst, um so sicher wie möglich unterwegs zu sein.
Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher fährt täglich oder mehrmals die Woche Fahrrad, ein weiteres Drittel radelt zumindest gelegentlich, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Die Corona-Pandemie hat mehr Menschen aufs Rad gebracht: Man umgeht nicht nur eine mögliche Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern tut auch etwas für die körperliche Fitness: Fahrradfahren stärkt Herz, Kreislauf und Immunsystem, regt den Stoffwechsel an und entlastet die Gelenke. Mit der Zahl der Radler ist in den letzten Jahren allerdings auch die Zahl der Fahrrad-Verkehrsunfälle gestiegen. Doch du kannst Einiges für deine Sicherheit beim Radfahren tun.
In Österreich dürfen nur vorschriftsgemäß ausgestattete Fahrräder am Straßenverkehr teilnehmen. Mindestkriterien legt die Fahrradverordnung (FVO) fest. Bei Verstoß drohen Strafen. So müssen Fahrräder über zwei voneinander unabhängig wirkende und einwandfrei funktionierende Bremsen verfügen: eine am Vorder- und eine am Hinterrad. Auch Rücktrittbremsen sind erlaubt. Sie werden heutzutage allerdings kaum noch verbaut, da sie eine schlechtere Bremswirkung haben als Felgen- oder Scheibenbremsen.
Besonders wichtig ist auch eine gute Beleuchtung. Erlaubt sind dynamo- und batteriebetriebene Modelle. Laut FVO müssen Fahrräder vorne mit einem hellleuchtenden, mit dem Fahrrad fest verbundenen Scheinwerfer ausgerüstet sein. Er muss die Fahrbahn mit weißem oder hellgelbem, ruhendem Licht mit einer Lichtstärke von mindestens 100 Candela (cd) beleuchten. Das Licht darf andere nicht blenden. Blinkende Leuchten sind vorne nicht zulässig. Hinten ist ein rotes Rücklicht mit einer Lichtstärke von mindestens 1 cd vorgeschrieben, hier darfs auch blinken. Seit der Novelle der FVO 2013 dürfen Fahrräder auch ohne Scheinwerfer und Rücklicht in Verkehr gebracht werden. Werden sie nicht nachgerüstet, darf man sie allerdings nur bei Tageslicht und guter Sicht fahren. Die Vorschriften zur Beleuchtung gelten übrigens auch für Fahrradanhänger. Deren Lichtanlage muss unabhängig von der des Fahrrads funktionieren.
Die Pedale und die Laufräder müssen mit jeweils zwei Rückstrahlern ausgestattet sein. An den Reifen können das zum Beispiel sogenannte Katzenaugen in den Speichen oder reflektierende weiße Streifen auf Speichen oder Reifen sein. Nur Rennräder brauchen bei Tageslicht und guter Sicht keine Reflektoren.
Fahrräder (außer Rennräder) müssen zudem „mit einer Vorrichtung zur Abgabe von akustischen Warnzeichen“ ausgestattet sein, also mit einer Klingel oder Hupe.
Wenn dein Fahrrad all diese Vorgaben erfüllt, bist du grundsätzlich schon mal auf der sicheren Seite. Darüber hinaus solltest du Bremsen, Beleuchtung, Reifen und Schrauben deines Drahtesels regelmäßig überprüfen (lassen). Der Österreichische Automobil-, Motorrad- und Touringclub (ÖAMTC) bietet einen kostenlosen Fahrrad-Check an. Weitere Infos und Kontakte findest du hier.
Zusätzlich zu den Vorgaben der FVO empfehlen wir dir weitere Ausstattungen für dein Fahrrad. Vor allem für Kinder ist ein Sicherheitslenker mit verdickten und weichen Enden sinnvoll. Er schützt vor Verletzungen bei einem Sturz. Ein Kettenschutz verhindert, dass weite Kleidung in die Fahrradkette gelangt und du dich überschlägst.
Häng außerdem keine Taschen an den Lenker. Das bringt das Rad schnell aus dem Gleichgewicht und kann beim Bremsen oder Ausweichen zu Unfällen führen. Nutze stattdessen lieber einen Korb oder Fahrradtaschen.
Auch dich selbst solltest du verkehrssicher ausstatten. Besonders wichtig ist ein guter Fahrradhelm. Für Kinder bis 12 Jahren ist der Helm in Österreich sogar Pflicht – auch dann, wenn die Kinder das Rad nicht selbst lenken, sondern nur mitfahren. Laut der Unfallforschungsdatenbank des ÖAMTC erlitten 57 Prozent der Radfahrenden ohne Helm bei einem Unfall schwere bis tödliche Kopfverletzungen. Bei Radfahrenden mit Helm war dieser Anteil mit 26 Prozent deutlich geringer.
Ein Helm schützt Radler jedoch nur, wenn er korrekt sitzt und richtig eingestellt ist. Dafür muss der Helm waagrecht am Kopf sitzen und den Schädel von der Stirn über die Schläfen bis zum Hinterkopf umschließen. Wer ihn zu weit in den Nacken schiebt, riskiert bei einem Aufprall eine Verletzung der Wirbelsäule. Vorne sollte der Helm ein bis zwei Fingerbreit über den Augenbrauen sitzen. Beim Kopfschütteln sollte er weder wackeln noch verrutschen. Die Helmgröße ist abhängig vom Kopfumfang. Lass dich dazu am besten in einem Fachgeschäft beraten. Für die Feinabstimmung kann der Kopfring des Helms in der Weite angepasst werden.
Die Gurtbänder seitlich vor und hinter dem Ohr sollten sich jeweils einen Finger breit unter dem Ohrläppchen treffen und dabei straff gespannt sein. Das Kinnband sollte so eingestellt sein, dass ein bis zwei Finger zwischen das geschlossene Band und dein Kinn passen. Ist der Kinnverschluss zu, darf sich der Helm nicht nach vorn vom Kopf abziehen lassen.
Fahrradhelme kosten zwischen 35 und 200 Euro. Günstige Modelle sind nicht unbedingt schlechter als teure, teilweise aber unbequemer und unkomfortabler in der Handhabung. Achte in jedem Fall auf das europäische Prüfzeichen EN1078 und die CE-Kennzeichnung, das garantiert ein gewisses Sicherheitsniveau. Gute Helme basieren meist auf dem In-Mold-Verfahren, bei dem Schale und Hartschaum miteinander zu einem hochfesten Helmkörper verschweißt sind. Sie sind sicherer, leichter und langlebiger als verklebte Helme. Mehr als 200 bis 300 Gramm sollte der Helm nicht wiegen. Empfehlenswert sind außerdem Modelle mit wirksamen Lüftungsöffnungen und Luftkanälen auf der Helminnenseite.
Nach einem Sturz musst du deinen Helm ersetzen, auch wenn er äußerlich unbeschädigt wirkt. Seine Schutzwirkung ist dennoch eingeschränkt. Generell solltest du einen Helm nach etwa fünf Jahren ersetzen. UV-Strahlung und andere Umwelteinflüsse setzen dem Material zu.
Seit einigen Jahren sieht man immer mehr Radler mit einem Airbag des schwedischen Herstellers Hövding um den Hals. Er gilt als sicherer als ein Helm, da er den Kopf viel weiter umschließt. Nach dem Einschalten registriert der Airbag sensorgesteuert die Bewegungen des Fahrers und öffnet sich bei einem Sturz laut Hersteller in 0,1 Sekunden – und erinnert dann an eine luftgefüllte Trockenhaube. Nach einem Unfall verständigt er via Bluetooth sogar ausgewählte Kontakte. Das aktuelle Modell Hövding 3 wiegt 837 Gramm, er ist damit schwerer als ein Helm und mit rund 350 Euro auch deutlich teurer. Nach einem Unfall muss der Airbag ersetzt werden.
Airbags für Radfahrende gibt es auch als Westen. Bei einem Unfall bläst sich das Luftkissen in Sekundenschnelle auf und schützt den Oberkörper. Die Kosten liegen allerdings bei 400 bis 700 Euro.
Warnwesten oder Reflektoren an der Kleidung und am Helm sind sinnvoll, um Autofahrende bei Dunkelheit auf sich aufmerksam zu machen. Du solltest es allerdings nicht übertreiben. Denn wenn es an Rad und Körper wild blinkt und leuchtet, lenkt das Autofahrer unter Umständen eher ab. Wir stellen trotzdem ein paar Gadgets vor:
Der US-amerikanische Hersteller Lumos hat in seinen Fahrradhelmen vorne eine weiße und hinten zwei rote LEDs verbaut. Die hinteren können auch als Blinker genutzt werden. Ein- und ausschalten lassen sich die Leuchten via Fernbedienung am Lenker oder auch über das Smartphone. Letzteres kann während der Fahrt allerdings riskant sein. Wichtig ist auch, immer auf einen ausreichend geladenen Akku zu achten. Die Helme von Lumos kosten zwischen 135 und 200 Euro.
Das österreichische Start-up Flasher hat leuchtende Armreifen entwickelt, die über einen gestengesteuerten Blinker, ein automatisches Bremslicht und drei Sichtbarkeitsmodi verfügen. Kostenpunkt: 189 Euro.
Etwas weniger auffällig sind die LED-Pedale des Start-ups Redshift Arclight. Die LEDs leuchten vorne weiß, hinten rot. Aufgeladen werden sie über einen USB-Anschluss. Sie kosten 155 Euro.