Zusammenfassung

Nur ein kleiner Teil des Geldes existiert als Bargeld in Form von Banknoten und Münzen. Dieses Geld bringen die Zentralbanken in Umlauf, im Euroraum die EZB. Den weitaus größeren Teil macht Buchgeld aus. Es liegt als Guthaben auf Konten von Privatpersonen und Unternehmen. Dieses Geld entsteht im Bankensystem durch Kreditvergabe. Gewährt eine Bank einen Kredit, schreibt sie den Betrag auf dem Konto gut. Neues Geld entsteht. Zahlt der Kreditnehmer den Kredit zurück, verschwindet dieses Geld wieder aus dem Umlauf. Über Zinsen, eine Mindestreserve und Regulierungen beeinflusst die Zentralbank die Geldschöpfung und damit die Auswirkungen auf Wirtschaft und Kaufkraft.

Die Geldmenge M1umfasst umlaufendes Bargeld und kurzfristig verfügbare Bankguthaben.
Die Geldmenge M1umfasst umlaufendes Bargeld und kurzfristig verfügbare Bankguthaben.

Nur ein kleiner Teil des Geldes ist Bargeld.

Geld gehört zu unserem Leben, es begleitet uns fast jeden Tag. Meist haben wir welches dabei, denn irgendetwas muss immer bezahlt werden. Meist greifen wir dabei auf unser Konto zu. Doch wie kam dieses Geld in Umlauf? Wer hat es erschaffen? Die meisten werden denken: die Österreichische Nationalbank, die Deutsche Bundesbank oder die Europäische Zentralbank. Im Falle des Bargelds trifft das zu: Das Geld zum Anfassen darf nur die Zentralbank herausgeben. In Österreich lässt es die Österreichische Nationalbank drucken oder prägen – im Auftrag der EZB.

Doch Bargeld macht nur einen kleinen Teil der Geldmenge aus. In Europa gab es im Herbst 2025 eine verfügbare Geldmenge (M1) von etwa 11 Billionen Euro. Aber nur 1,58 Billionen Euro davon wurden in Form von Bargeld als Scheine oder Münzen in Umlauf gebracht. Der große Rest des verfügbaren Geldes existiert nur elektronisch als sogenannte „Sichteinlagen” auf Konten.

Zentralbankgeld und Giralgeld

Bargeld und Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank heißen Zentralbankgeld. Die Guthaben von Privatleuten oder Unternehmen auf Konten der Geschäftsbanken nennt man Buchgeld oder Giralgeld. Es dient wie Bargeld als Zahlungsmittel, durch Überweisungen von Konto zu Konto. Der Name Giralgeld ist vom italienischen Wort „giro“ abgeleitet und bedeutet Kreislauf oder Rundlauf.

Das Giralgeld entsteht nicht bei der Zentralbank, sondern direkt bei den Kreditinstituten.

Beratungsgespräch bei einem Finanzberater. Durch Bankdarlehen entsteht neues Geld.
Beratungsgespräch bei einem Finanzberater. Durch Bankdarlehen entsteht neues Geld.

Die Giralgeldschöpfung

Wusstest du, dass das Geld, das dir deine Bank leiht, vorher noch gar nicht existiert hat? Viele glauben, Banken verleihen nur das Geld anderer Kund:innen. Klingt einleuchtend – aber so läuft es im heutigen Bankensystem nicht. Gewährt dir deine Bank einen Kredit, wird dir auf deinem Konto Geld gutgeschrieben. Dieses Geld entsteht dabei quasi aus dem Nichts – durch einen Buchungsvorgang. Es ist kein Geld, das die Bank zur Verfügung hatte – zum Beispiel durch Spareinlagen ihrer Kunden. Deine Bank muss sich dieses Geld auch nicht von der Zentralbank oder anderen Banken leihen. Nein, es ist ganz neues Geld, das die Bank durch die Kreditgewährung schöpft. Die Kreditsumme, die deinem Konto gutgeschrieben wird, kannst du anschließend auf ein anderes Konto überweisen, zum Beispiel um ein von dir erworbenes Grundstück zu bezahlen. Dein Geld fließt ein in den Geldkreislauf der Wirtschaft.

Die Kredite der Banken erhöhen also die Geldmenge in der Wirtschaft. Tilgst du als Kreditnehmer deine Schulden, verschwindet das Geld wieder. Die Geldmenge verringert sich um den zurückgezahlten Kreditbetrag.

 

Lesetipp

Die Geschichte der Banken
Ohne Banken wäre unser Leben und vor allem unsere Wirtschaft kaum denkbar. Doch seit wann gibt es sie eigentlich? In unserem Blogbeitrag verfolgen wir die Geschichte der Banken vom Italien des Mittelalters über das Bankwesen in Österreich im 20. Jahrhundert bis hin zur Digitalisierung der Banken. 

Die Mindestreserve

Wie wir gesehen haben, muss die Bank, um einen Kredit zu vergeben, weder die Einlagen ihrer Kunden einsetzen noch muss sie sich Geld von der Zentralbank leihen. Doch ganz unabhängig von der Zentralbank agieren Banken bei der Geldschöpfung allerdings nicht. Um die Kredite, die sie vergeben, abzusichern, müssen die Geschäftsbanken eine sogenannte „Mindestreserve” bei der EZB halten. Diese Reserve auf einem Konto bei der Zentralbank beträgt ein Prozent der Kundeneinlagen auf den Konten der Bank. Der Mindestreservesatz muss einem Prozent der Kundeneinlagen auf den Konten der Bank entsprechen.

Für einen neu ausgereichten Kredit muss die Geschäftsbank zusätzlich ein Prozent dieses Kreditbetrags bei der Zentralbank hinterlegen. Diese Auflage soll die Kreditvergabe und damit die Geldschöpfung durch die Banken begrenzen. Aber auch für diese Mindestreserve muss die Bank nicht auf die Guthaben ihrer Kunden zurückgreifen. Sie kann sich dieses Geld ihrerseits von der Zentralbank leihen. Für den Kredit von der Zentralbank muss sie allerdings Sicherheiten hinterlegen, beispielsweise Wertpapiere.

 

Strengere Eigenkapitalvorschriften

Nach der Finanzkrise verschärfte die Europäische Union mit einer Verordnung die Eigenkapitalvorschriften für Banken. Diese müssen regelmäßig ihre Risiken bewerten sowie ihre Risiken und ihre Eigenmittel offenlegen. Acht Prozent ihres sogenannten „Gesamtrisikobetrages“ müssen sie aus eigenen Mitteln decken. Vereinfacht gesagt: Banken dürfen nur 12,5 Mal so viel Geld verleihen, wie sie an Eigenkapital haben. Ziel ist ein stabiles Finanzsystem und mehr Vertrauen in die Banken.

Immer mehr Geld: Die Geldmenge ist innerhalb von 20 Jahren stark angestiegen.
Immer mehr Geld: Die Geldmenge ist innerhalb von 20 Jahren stark angestiegen.

Der Leitzins

Ein zentrales Instrument der EZB ist der Leitzins. Mit ihm steuert sie in einem gewissen Maß den Prozess der Geldschöpfung. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen. Die Geschäftsbanken geben diesen Zinssatz an ihre Kunden weiter. Am Leitzins orientieren sich auch die Zinssätze, zu denen sich Banken gegenseitig Geld leihen. Niedrige Zinsen fördern Kreditvergabe. Die Geldmenge in der Wirtschaft steigt. Höhere Zinsen drosseln dagegen die Kreditvergabe und somit die Geldmenge.

Zwischen Inflation und Deflation

Die Geldpolitik versucht, ein Gleichgewicht zu halten: Einerseits will sie die Volkswirtschaft mit ausreichend Geld am Laufen halten. Andererseits soll der Wert des Geldes stabil gehalten werden. Zu wenig Geld im Umlauf führt zu Deflation: Der Wert des Geldes steigt, gleichzeitig sinken die Preise für Waren und Dienstleistungen. Das ist schlecht für die Wirtschaft, weil Menschen, anstatt zu kaufen, auf niedrigere Preise warten.

Zu viel Geld treibt die Inflation an. Die Preise steigen, die Kaufkraft des Geldes nimmt ab. Das ist schlecht für Konsumenten, Arbeitnehmer und Sparer. Auf deflationäre Tendenzen reagiert die Zentralbank mit Zinssenkungen. In Zeiten hoher Inflation erhöht sie dagegen den Leitzins.

Wie viel Geld die Banken schaffen, kann die Zentralbank nur beeinflussen, aber nicht vollständig steuern. Auch die Stimmung in der Wirtschaft spielt eine Rolle. Läuft es rund, wollen viele Unternehmen Kredit, und die Banken geben ihn gern. Herrschen Unsicherheit und Pessimismus, sinkt die Nachfrage nach Krediten. Und auch die Banken zögern bei der Vergabe, weil sie fürchten, auf „faulen“ Krediten sitzen zu bleiben. 

Wertgarantie: Römische Goldmünze mit dem Bildnis des Kaisers Trajan
Wertgarantie: Römische Goldmünze mit dem Bildnis des Kaisers Trajan

Die Geschichte der Geldschöpfung

Geld in Form von Münzen gibt es schon seit Jahrtausenden. Früher entsprach der Wert der Münzen dem Metallwert. Die Staaten, meist in Gestalt eines Königs oder Kaisers, garantierten, dass die Münze eine bestimmte Menge eines Edelmetalls enthielt. Auch das Papiergeld, das später dazukam, war lange Zeit an den Wert von Edelmetallen gebunden. In der Regel war das Gold. Banknoten galten als Schuldscheine, mit dem die ausgebende Stelle garantierte, ihn jederzeit gegen Gold einzulösen. Der Nachteil dieses Systems: Der Wert des Geldes schwankt mit dem Preis des Metalls. Und es stieß irgendwann an eine natürliche Grenze: die begrenzte Menge an Gold auf der Welt. Es gab nicht mehr genug Gold, um die nötige Geldmenge zu decken. Die Geldmenge konnte nur wachsen, wenn neues Gold gefunden wurde.

Mit dem Ende der Goldbindung in den 1970er-Jahren änderte sich das System. Banken konnten Geld nach Bedarf zur Verfügung stellen. Seitdem ist immer genug Geld da – zumindest für diejenigen, die als kreditwürdig gelten. Das hat ein starkes Wirtschaftswachstum ermöglicht.

Fazit

Die Geldschöpfung durch die Banken ist ein zentraler Bestandteil des modernen Geldsystems und hat sich bewährt. Sie ermöglicht Investitionen, Wachstum und Innovation.

Gleichzeitig birgt sie Risiken. Infolge der Deregulierung des Finanzsystems hat sich die Geldschöpfung vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, die Geldmenge wächst viel stärker als die Wirtschaft. Ein großer Teil des Geldes fließt nicht in die reale Wirtschaft, sondern in Finanzprodukte. Es besteht ein Risiko, dass sich Spekulationsblasen bilden. Und wenn diese platzen, richten sie großen Schaden an. In der letzten Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 ist das passiert.

Wüstenrot wird dagegen auch weiterhin ganz reale Menschen mit Geld versorgen. Und mit der Bank geht das jetzt noch besser. Auch weiterhin werden wir Menschen mit kleinem oder mittlerem Einkommen bei der Erfüllung ihrer Pläne und Wünsche unterstützen. Mit Geld für Wohneigentum, für das Bauen, Umbauen, Sanieren von Eigenheimen oder für andere Vorhaben. Das Geld, das wir schöpfen, wird in Österreich ausgegeben und fließt in die heimische Wirtschaft.

FAQ – häufig gestellte Fragen

Wie viel Geld gibt es?
Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, denn es gibt unterschiedliche Geldmengen. Das jederzeit verfügbare Geld (Bargeld + Sichteinlagen) wird als Geldmenge M1 bezeichnet. Davon gab es im Herbst 2025 ca. 11 Billionen Euro, davon nur knapp 1,6 Billionen in Form von Bargeld. Darüber hinaus gibt es noch die breit gefasste Geldmenge M3, die auch längerfristige Anlagen umfasst. Sie befand sich im Herbst 2025 auf einem Rekordwert von über 17 Billionen Euro.

Was unterscheidet Buchgeld und Bargeld?
Ohne Bargeld könnten die Zentralbanken die Geldmenge besser kontrollieren. Sie könnten beispielsweise Menschen mit Negativzinsen auf Bankguthaben effektiver zum Geldausgeben bewegen, da diese dann nicht mehr ins Bargeld flüchten könnten.

Wie entsteht Giralgeld?
Das Giralgeld entsteht ursprünglich durch die Vergabe von Krediten durch die Geschäftsbanken.

Welche Rolle spielt die Nationalbank bei der Geldschöpfung?
Im Euroraum wird die Geldpolitik von der Europäischen Zentralbank bestimmt. Sie hat aber keine volle Kontrolle über die Geldschöpfung. Sie kann die Geldschöpfung hauptsächlich durch Festsetzung eines Leitzinssatzes steuern. Außerdem müssen die Geschäftsbanken eine sogenannte Mindestreserve an Geld bei der Zentralbank hinterlegen.

Wie funktioniert die Geldschöpfung bei Krypto-Währungen?

Bei Kryptowährungen entsteht neues Geld anders als im klassischen Bankensystem.

Beim Bitcoin ist die Geldschöpfung technisch festgelegt. Neue Bitcoins entstehen durch sogenanntes Mining. Computer lösen dabei kryptografische Aufgaben und erhalten dafür neue Bitcoin als Belohnung. Die maximale Menge ist begrenzt. Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoin geben. Es gibt keine Bank, keine EZB und keine Kreditvergabe. Das System funktioniert dezentral und basiert vollständig auf Software und Regeln im Netzwerk.

Stablecoins funktionieren anders. Sie sind meist an einen stabilen Wert gekoppelt, zum Beispiel an den US-Dollar oder den Euro. Neue Stablecoins entstehen, wenn Nutzer Geld einzahlen oder Sicherheiten hinterlegen. Der Anbieter gibt dafür digitale Token aus. Je nach Modell liegen reale Vermögenswerte wie Bankguthaben oder Anleihen zugrunde, oder es werden Kryptowährungen als Sicherheit verwendet. Stablecoins schaffen also kein Geld aus dem Nichts, sondern bilden bestehende Werte digital ab.

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100-Euro-Scheine flattern durch die Luft
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