Hahn und Hühner

Fleisch oder Eier: Welches Huhn passt zu mir?

Frühstückseier direkt aus dem heimischen Garten sammeln – diesen Traum erfüllen sich immer mehr Menschen in Österreich. Hühner sind pflegeleichte Haustiere, sofern man die richtige Rasse findet. Worauf ist zu achten.

Lesedauer: 6 Min.

Morgens nach dem Aufstehen geht Susanne Füreder in ihren Garten und sammelt frische Frühstückseier. Garantiert biologisch, garantiert von glücklichen Hühnern – ihren eigenen. Sie hat fünf Hühner und zwei Hähne, die im Garten vor dem Einfamilienhaus leben. Drei bis fünf Eier legen die Hendln pro Tag. Susanne Füreder füttert sie dafür einmal täglich, teilweise mit Essensresten aus dem Haushalt. „Wer genügend Platz hat und sich am Gegacker nicht stört, für den sind die Tiere eine echte Bereicherung", sagt die 47-jährige Tierarzt-Assistentin.

Die Hühnerhaltung ist günstig, nur wenige Cent müssen pro Tier und Tag gerechnet werden. Die Kosten für das Futter für fünf Hühner in einem Monat betragen um die 18 Euro. Hühner sind recht unkomplizierte und dankbare Gesellen. Es spricht also wenig dagegen sich ein paar Tiere anzuschaffen – und im Garten fortan nicht nur Gemüse, sondern auch Eier zu ernten.

Wer genügend Platz hat und sich am Gegacker nicht stört, für den sind die Tiere eine echte Bereicherung.

Hühnerhalterin Susanne Füreder

Der Tierarzt Christoph Sickinger aus Horn, ebenfalls stolzer Hennenbesitzer, sagt sogar: „Auch Menschen, die im städtischen Gebiet wohnen, können durchaus Hühner als Haustiere halten, wenn sie einen Garten haben. Dann aber lieber keinen Hahn dazu nehmen, weil die sehr laut werden können.“ Susanne Füreder in ihrem Häuschen in Alkoven hat es richtig gemacht. Sie hat mit den Nachbarn gesprochen, bevor sie ihre Tiere kaufte: „Zum Glück wohnen wir in einer hühnerfreundlichen Gegend: Wir sind die Dritten in unserer Straße, die Hendln halten – eine vierte Familie überlegt gerade.“

Ideale Hühner für Anfänger

Vor der Anschaffung gilt es, die passende Hühnerrassen auszuwählen. Die Auswahl ist groß –   in Europa gibt es rund 180 Rassen. Die Frage ist also: Welches Huhn passt zu mir? Wünsche ich mir von den Tieren eher das Fleisch oder die Eier? Oder beides gleichermaßen? Soll mein Huhn ein ruhiges Temperament haben oder darf es aktiv herumflattern?

Ideale Hühner für Laien sind alte Landhuhn- oder Wirtschaftsrassen. Sie sind ruhig, zutraulich, gut zu mästen, können nur eingeschränkt fliegen und legen auch im Winter viele Eier. Zu diesen Hühnerrassen gehören Plymouth Rocks, Orpington, New Hampshire, Wyandotten, Vorwerk, Sussex oder das Bielefelder Kennhuhn.

Vor dem Kauf lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf den Fußring. Dort ist nämlich auch das Alter der Tiere vermerkt. Ab dem zweiten Lebensjahr nimmt die Eiproduktivität der Henne stark ab. Hühner sollten deshalb maximal in einem Alter von einem Jahr angeschafft werden.

Übrigens gibt es von vielen Hühnerrassen eine kleinere Variante. Die Zwergrassen haben den Vorteil, dass sie weniger Platz benötigen. Deshalb eignen sie sich für die Haltung im heimischen Garten. Sie legen allerdings weniger und kleinere Eier.

Hybridhühner

Die sogenannten Hybridhühner wurden durch die Kreuzung verschiedener Rassen für die industrielle Verwendung gezüchtet. Sie sollen möglichst viele Eier innerhalb eines kurzen Zeitraumes legen oder extrem schnell Fleisch ansetzen. Das führte zu Trennung von Lege- und Fleischrassen. Während Rassehühner zum Teil über eine Dauer von drei bis sogar vier Jahren hinweg zuverlässig Eier legen, lässt die Legeleistung bei Hybriden schnell nach. Außerdem sind sie anfälliger für Krankheiten. Das Problem bei Hybridhühnern: Die männlichen Küken von Legerassen sind nicht verwendbar. Sie können keine Eier legen und setzen wenig Fleisch an. 

Alleskönner: Zweinutzungshuhn oder Zwiehhuhn

Zweitnutzungshühner werden diejenigen bezeichnet, die gut Fleisch ansetzen, aber auch viele Eier legen. In der traditionellen Hühnerzucht wurden Hühner grundsätzlich sowohl für die Fleisch- als auch für die  Eierproduktion gehalten. Heute wird bei der Züchtung wieder auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Lege- oder Schlachtleistung Wert gelegt. Zu den Zweitnutzungshühnern gehören die Rassen Amrock, Ramelsloher, Sundheimer, Welsumer, Sulmtaler, Sussex, Wyandotten

Welche Hühner legen am besten?

Wenn du auf eine große Legeleistung Wert legst, stehen dir einige besonders fleißige Hühnerrassen zur Auswahl. Diese Legehühner legen um die 200 Eier pro Jahr, setzen dafür aber wenig Fleisch an. Zu den Hühnerrassen gehören zum Beispiel: Leghorn, Friesenhuhn, Araucana, Barnevelder, Brakel und  Rheinländer.

Fleischlieferanten

Ein Fleischhuhn ist schwerer und bewegt sich weniger als seine hauptsächlich auf die Eierproduktion ausgerichteten Verwandten. Sie können kaum fliegen, eine niedrige Umzäunung reicht für sie aus. Anders als man erwarten würde, fressen Fleischhühner nicht wesentlich mehr als andere Hühner. Und auch Fleischhühner liefern Eier - nur nicht ganz so viele wie Legehennen. Fleischhuhnrassen nehmen nicht nur rasch an Gewicht zu, ihr Fleisch schmeckt auch besonders gut. In der Haltung sind sie anspruchslos. Typische Fleischhuhnrassen sind beispielsweise: Orpington (ein Hahn wiegt bis zu 4,5 Kilogramm), Brahma (bis 5,5 Kilo), Jersey Giants, Cochin, Dorking, Mechelner

Kleine Hühnerkunde

Heimische Hendln: Das Altsteirer Huhn ist wetterhart, braucht viel Auslauf, kann sich dann jedoch sein Futter selbst suchen. Gute Eierleistung (bis zu 170 Eiern pro Jahr) und sehr zartes, wohlschmeckendes Fleisch. Zählt wie das Sulmtaler Huhn zu den österreichischen Hühnerrassen.
 Zwiehühner: Das Bielefelder Kennhuhn ist ideal für Laien. Zutrauliche und ruhige Art, wetterhart, gut zu mästen. Sehr gute Legeleistung (rund 230 Eiern pro Jahr), außerdem hohes Gewicht (Hahn bis vier Kilogramm). 

Ein ähnlich zutrauliches Huhn für den Anfänger ist Plymouth Rock. Sie legen jährlich bis 190 Eier, auch im Winter, fliegen nicht und sind nicht so anfällig für Krankheiten. Fleischhühner: Das Brahma ist lebhaft, braucht Freilauf und wird sehr groß. Hat dennoch eine gute Legeleistung von 100 bis 140 Eiern pro Jahr. Die Nachzucht ist einfach, dafür ist es mitunter recht krankheitsanfällig. Cochins hingegen sind sehr sanft, bindungsfähig, behäbig und fliegen nicht. Die Fleischhühner legen bis zu 120 Eier pro Jahr und brauchen erstaunlich wenig Platz. Allerdings mögen sie kein hohes, nasses Gras und keinen Schlamm.

Die Hühnerhaltung

Da Hühner sehr soziale Tiere sind, sollte man mindestens drei Exemplare halten. Wenn man nicht selbst züchten möchte, ist ein Hahn nicht unbedingt nötig. Eier gibt es trotzdem. Wenn man nicht selbst züchten will, ist ein Hahn nicht unbedingt nötig – Eier gibt es trotzdem. Allerdings bringt ein Hahn Ruhe in die Herde, bewacht sie und schlichtet Streitereien. Wichtig ist, dass sich die Tiere von Anfang an kennen. Zwar kann ein neuer Hahn fast überall dazukommen, aber mit fremden Hennen verträgt sich die Gruppe oft schlecht. Bedenke, dass freilaufende Hühner im Garten keine Rücksicht auf Beete und Blumen nehmen. Es kann durchaus ratsam sein, deinen gefiederten Haustieren einen eigenen Bereich zuzuweisen – und diesen mit einem Zaun abzugrenzen. Es empfiehlt sich, diesen Bereich regelmäßig wechseln. Ein solcher Wechselauslauf macht es möglich, dass sich die Grasnarbe und der Boden wieder regenerieren können. Das verringert auch die Gefährdung der Hühner durch Keime im Boden. Für die Nacht eignet sich ein Hühnerstall, um natürliche Feinde wie Füchse, Greifvögel oder Marder abzuhalten. Besonders Raben machen sich gerne über die kostbare Hühnerbrut her. Triff also lieber ein paar Vorkehrungen. Dann klappt’s auch mit dem von den eigenen Hennen gelegten Frühstücksei.

Meldepflicht für Hühner

Jedes Huhn, auch in privaten Gärten, ist zu melden – und zwar der Bezirksverwaltungsbehörde binnen einer Woche. Sollte eine Tierseuche ausbrechen, muss der Amtstierarzt wissen, wo die Tiere leben. Ratsam ist es auch, zwischenmenschliche Regeln zu beachten, vor allem wenn du in einer dicht besiedelten Gegend lebst. Schließlich freut sich nicht jeder über morgendliches Gegacker.

Tipp:Vor dem Hühnerkauf die Nachbarn informieren sowie die Vorschriften aus dem Tierschutzgesetz durchlesen. Dort sind die Mindestanforderungen für die Haltung und Pflege von Geflügel aufgeführt.

Das richtige Futter

Hühner sind recht unkomplizierte und dankbare Tiere. Es spricht also wenig dagegen, selbst einige davon im Garten zu halten.

Wenn deine Hühner frei im Garten herumlaufen können, nehmen sie dort Grünpflanzen, Insekten, Würmer und andere kleine Tiere zu sich. Darüber hinaus brauchen sie aber ergänzendes auf sie abgestimmtes Futter, vor allem im Winter. Es gibt fertige Futtermischungen, die alles enthalten, was das Huhn braucht. Du kannst das Futter aber auch zusammenstellen. Ein wesentlicher Bestandteil ist Körnerfutter mit Körnern aus Getreide wie Hafer, Weizen, Gerste oder Mais. Legehühner brauchen für ihre Eier viel Eiweiß. Im Winter, wenn sie keine Insekten im Garten finden, solltest du sie daher mit Eiweiß versorgen. Das kannst du in Form von „Legemehl”, das hauptsächlich Soja enthält. Auch Hirse, Buchweizen und Hülsenfrüchte enthalten viel Eiweiß. In geringen Mengen kannst du Magerquark oder gekochte Eier verfüttern. Für ihre Eier brauchen Hühner außerdem viel Kalzium. Besonders im Winter sollten sie daher spezielles Kalkfutter bekommen. Das wird meist aus Muschelkalk hergestellt wird. Auch Eierschalen aus der Küche kannst du an sie verfüttern. Küchenabfälle sollten nicht verschimmelt sein, kein Salz, keinen Zucker und nicht zu viel Fett enthalten.

Irrtum, Änderungen und Tippfehler vorbehalten.