Passiv, Niedrigst, Null- oder Plusenergie - Varianten für dein Energiesparhaus

Bei der Planung eines Hauses ist die Energieeffizienz heute ein wesentlicher Faktor. Ziel ist es, dass du un deine Familie möglichst wenig oder gar keine Energie verbrauchen müssen. Energieeffizientes Bauen ist heute gesetzlich vorgeschrieben: Neubauten müssen zumindest dem Niedrigstenergie-Standard entsprechen. Die Frage lautet also nicht mehr, ob du ein energiesparendes Haus bauen möchtest, sondern wie wenig Energie du mit deinem zukünftigen Haus verbrauchen willst – und wo diese Energie herkommt.

Willst du einen geringen Energiebedarf erreichen, erhöht das die Baukosten. Diese werden durch staatliche Förderungen zum Teil aufgefangen. Vor allem aber amortisieren sich die höheren Anfangsinvestitionen später durch einen dauerhaft geringen Energieverbrauch.

Kompakte Bauweise

Um den Heizwärmebedarf zu verringern, ist es notwendig, die Gebäudeoberfläche durch eine kompakte Bauweise möglichst gering zu halten. Auf Details wie Erker, Loggien oder Dachgaupen wird bei Neubauten heute also eher verzichtet.

Wärmedämmung

Je größer die Oberfläche eines Gebäudes im Verhältnis zu seinem Volumen ist, desto wichtiger wird die Wärmedämmung der Außenhülle. Zu der gehören die Außenwände, die Decke des obersten Stockwerks, Fenster und Türen. Fenster verfügen möglichst über eine dreifache Wärmeschutzverglasung und gedämmte Fensterrahmen. So vermeidest du Wärmebrücken und minimierst Wärmeverluste. Ein angenehmer Nebeneffekt: eine dreifache Wärmeschutzverglasung hält auch Lärm von draußen ab.

Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

In modernen energiesparenden Gebäuden wird nicht mehr über die Fenster gelüftet. Stattdessen führt eine zentrale Lüftungsanlage die Frischluft zu. Dabei gibt die Abluft ihre Wärme an die zugeführte frische Luft ab (Wärmerückgewinnung). Das vermeidet Wärmeverluste zusätzlich. Die konstante Frischluftzufuhr erhöht außerdem die Wohnqualität.

Schließlich gehört in ein Energiesparhaus natürlich auch ein effizientes Heizsystem – wenn überhaupt noch eines nötig ist. Bei Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung erwärmt die Wärme des Hauses die Zuluft.

Effiziente Heizung

Für den verbleibenden Heizbedarf kommen in Neubauten vor allem Wärmepumpen zum Einsatz. Sie können aus einer Kilowattstunde Strom bis zu vier Kilowattstunden Wärme erzeugen. Ihre tatsächliche Effizienz wird über die Jahresarbeitszahl (JAZ) angegeben. Idealerweise erzeugt eine eigenen Photovoltaikanlage den Strom für die Wärmepumpe. Lies dazu auch unseren Artikel zu dem Thema Nachhaltig Heizen. 

Energiesparhaus, Effizienzhaus, Niedrigenergiehaus – alle diese Begriffe bedeuten im Grunde das Gleiche: Sie werden für Häuser verwendet, die in Hinblick auf Energieeffizienz geplant und gebaut werden.

Andere Begriffe bezeichnen unterschiedliche Haustypen, die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in unterschiedlichem Maß erreichen: Niedrigstenergiehaus, Passivhaus, Nullenergiehaus und Plusenergiehaus stehen für klar definierte Standards. Eine wichtige Kennziffer bei der Definition ist der Heizwärmebedarf (HWB).

Seit dem Jahr 2021 dürfen in den Mitgliedstaaten der EU Neubauten nur noch als Niedrigstenergiegebäude errichtet werden. In Österreich wird ein Niedrigstenergiegebäude im Rahmen der Wohnbauförderung als ein Einfamilienhaus oder ein Reihenhaus definiert, das einen Heizwärmebedarf von weniger als 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr hat. 

Ein Passivhaus kann seinen Wärmebedarf von nicht mehr als 15 kWh weitgehend ohne Energiezufuhr von außen decken. Es heizt und kühlt sich „passiv“. Ein Passivhaus wird hauptsächlich durch die Wärme der Bewohner, die Elektrogeräte und durch das Sonnenlicht erwärmt. Der verbleibende Wärmebedarf wird durch Erwärmung der Zuluft abgedeckt. In einem Ein Passivhaus brauchst du also zwingend eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Ein Passivhaus verbraucht in der Regel bis zu 90 Prozent weniger Heizwärme als eine Bestandsimmobilie. Ein konventionelles Heizsystem ist meist nicht mehr nötig. Den Bedarf an Restwärme kannst du aber auch über eine kleine Wärmepumpe oder einen Pelletofen decken.

Ein Nullenergiehaus erzeugt selbst Energie – über ein Jahr betrachtet genau so viel Energie, wie es verbraucht. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Bedarf an Energie extrem gering sein. So wie beim Passivhaus soll der Heizwärmebedarf eines Nullenergiehauses nicht über 15 kWh liegen. Die Menge an Energie, die das Gebäude verbraucht, wird durch eine eigene Stromproduktion aufgewogen, meist durch eine Photovoltaikanlage. Auch Warmwasser wird oft über Solarthermie erzeugt.

Das Plusenergiehaus ist die Steigerung des Nullenergiehauses. Bei diesem Haustyp erzeugt das Gebäude über das Jahr gesehen mehr Energie, als die Bewohner verbrauchen, zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage oder durch Erdwärme. Als Minikraftwerk speist es überschüssigen Strom ins Netz ein – zum gängigen Tarif. Ein Plusenergiehaus kann zudem energieautark sein. Doch auch ein Plusenergiehaus kann temporär im Winter Strom aus dem Netz entnehmen und ist in diesem Fall nicht zu 100 Prozent energieautark.

Das Aktivhaus bringt eine weitere Steigerung der Energieeffizienz – und des Komforts. Wie das Plusenergiehaus erzeugt auch das Aktivhaus mehr Energie, als es verbraucht. Der entscheidende Unterschied liegt in der intelligenten Steuerung und Vernetzung. Digitale Systeme steuern die Energieflüsse im Haus (Heizung, Lüftung, Geräte, E-Mobilität) optimal. Dank smarten Technik wird Strom flexibel und effizient zu den richtigen Zeiten gespeichert oder ans Netz abgegeben.

Neben der Energieeffizienz sorgt durch optimale Raumluftqualität, Tageslichtnutzung und ökologische Materialien für Wohngesundheit. 

Je energiesparender dein Eigenheim sein soll, desto höher die Kosten – für Wärmedämmung, dreifach verglaste Fenster, für eine Lüftungsanlage. Langfristig sparst du natürlich Geld durch die niedrigen Energiekosten. Doch bis die Einsparungen die Mehrkosten wettmachen, vergehen Jahre.

Mit einem Fertighaus bekommst du einen hohen Standard an Energieeffizienz zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Besonders gut geeignet ist die Holzfertigbauweise. Holz bietet eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Bei einem Holzfertighaus gelangt die Wärme sehr viel langsamer durch die Wände nach außen als bei anderen Bauweisen. Auch der mehrschalige Wandaufbau ist vorteilhaft: Bei Fertighauswänden wird die Dämmung nicht einfach auf die Wand aufgebracht, sondern schon während der Vorfertigung zwischen den Holztafeln eingebaut.

Außerdem ist bei einem Fertighaus von Anfang an alles eingeplant, so etwa die Anschlüsse für die Heizsysteme und die Lüftungsschächte für das Lüftungssystem. Es besteht bereits aus gedämmten Einzelteilen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Eine separate Dämmung von Leitungen oder die kostenintensive Beseitigung von Wärmebrücken fällt hier also weg. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Energiespar-Fertighäusern. Besonders für junge Familien, die energiesparend bauen möchten, ist die Fertighaus-Variante attraktiv.

Kläre zu Beginn deines Hausprojekts den Energiestandard, den du anstrebst, damit du die Bauplanung auf deine Ziele abstellen kannst. Und natürlich auch, um die Finanzierung zu planen und zu klären, ob du dabei auf staatliche Fördergelder zählen kannst.

Private Haushalte sollen und können dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern und die Klimaschutz-Ziele zu erreichen. Daher wird das Bauen von Energiesparhäusern in Österreich gefördert. Die Förderung ist Sache der Bundesländer, in der Regel in Form eines bezuschussten Kredits. Über Förderungen kannst du dich bei den Energieberatungsstellen der Bundesländer beraten lassen. Energieberater:innen helfen dir auch bei der Planung deines Projekts. Denke daran, den Antrag auf Förderungen einzureichen, bevor du mit dem Bau beginnst.

Welche Förderungen es in Österreich vom Bund, von Ländern und von Gemeinden für Photovoltaikanlagen gibt, liest du in unserem Artikel zur Photovoltaik.