Die Medizin hat in den letzten 100 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Doch bis heute hält nicht alles, was Heilung oder Schutz vor Krankheiten verspricht, einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. Begleite uns auf einen Streifzug durch Trends, Hypes und Mythen der vergangenen 100 Jahre – bis zu den „Medfluencer:innen" von heute.
Die vergangenen 100 Jahre haben die Medizin revolutioniert. Viele Krankheiten, die früher tödlich verliefen – etwa Lungenentzündung oder Diabetes – sind heute behandelbar. Neue Impfstoffe und die mRNA-Technologie zeigten zuletzt eindrucksvoll, wie schnell die Wissenschaft auf aktuelle Herausforderungen reagieren kann. Auch die Diagnose machte durch bildgebende Verfahren und Genanalysen Riesenfortschritte. Was einst Rätselraten war, wurde zu präziser Medizin.
Zusätzlich sorgten bessere Hygiene, flächendeckende Impfprogramme und der Zugang zu ärztlicher Versorgung für eine kontinuierlich steigende Lebenserwartung in Österreich und anderen Ländern des globalen Nordens.
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Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich in Mitteleuropa eine naturwissenschaftlich orientierte Medizin durch, die auf Beobachtungen, Experimenten und Datensammlungen basiert. Zuvor stützte man sich auf Erfahrungswerte und Spekulation: Die „Miasma-Theorie” ging beispielsweise davon aus, dass Krankheiten wie Cholera oder Malaria durch „schlechte Luft” aus fauligen Sümpfen oder Abwasser entstehen würden.
Der Aderlass galt noch bis ins 19. Jahrhundert als Allheilmittel – oft mit lebensgefährlichen Folgen.
Mit radioaktivem Radium angereichertes Wasser wurde im frühen 20. Jahrhundert unter dem Namen „Radithor“ als Gesundheitselixier verkauft. Man glaubte, Radioaktivität würde den Körper stärken – tatsächlich führte dies zu schweren Erkrankungen und Todesfällen.
Auch vermeintlich wissenschaftlich fundierte Medizin kann in die Irre führen: In den 1940er- und 1950er-Jahren wurden bei psychischen Erkrankungen Nervenbahnen im Gehirn durchtrennt (Lobotomie). Der Neurologe, der diese Methode entwickelt hatte, erhielt dafür 1949 den Nobelpreis – die Folgen waren jedoch verheerend: Zerstörtes Hirngewebe führte zu Antriebslosigkeit und gravierenden Persönlichkeitsveränderungen.
Viele Gesundheitsmythen halten sich hartnäckig. Und in den sozialen Medien entstehen heutzutage neue Gesundheits- und Ernährungstrends, die sich in Windeseile verbreiten. Diäten oder Superfoods versprechen Gesundheit und ein langes Leben. Bisher als harmlos geltende Lebensmittel werden plötzlich zum Risikofaktor erklärt – und umgekehrt.
Diese Annahmen sind weit verbreitet. Was ist dran?
„Kalte Füße verursachen Erkältungen“: Falsch! Erkältungen werden durch Viren ausgelöst, nicht durch Kälte. Kälte kann jedoch das Immunsystem schwächen.
„Saunieren, Wechselbäder und kaltes Duschen schützen vor Infektionen”: Kaltwasseranwendungen können zwar das Wohlbefinden und die Durchblutung fördern, aber als Infektionsschutz sind sie nicht ausreichend belegt.
„Eisbäder beschleunigen bei Sportler:innen die Regeneration und verhindern Muskelkater”: Neuere Studien stellen das in Frage.
„Durch ungesunde Ernährung, Stress oder Umweltgifte sammeln sich schädliche Substanzen, auch ,Schlacken' genannt, im Körper an, die zu Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Hautproblemen führen. Detox-Kuren versprechen, diese ,Giftstoffe auszuleiten' und den Körper zu ,entschlacken'":
„Schlacken” sind ein Mythos – für ihre Existenz gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Ungesunde Ernährung, Stress oder Umweltgifte führen zwar zu Beschwerden, aber nicht, weil sich „Schlacken” ablagern, sondern weil sie die normalen Körperfunktionen stören oder belasten. Unser Körper entgiftet sich außerdem sehr effektiv selbst – mit Leber, Nieren, Lunge, Darm und der Haut. Der Verzicht auf Alkohol, Nikotin, Koffein, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel bei Detox-Kuren kann jedoch eine Verbesserung des Wohlbefindens bewirken.
„Wer am Abend isst, nimmt zu“: Das stimmt nicht, entscheidend ist die Kalorienbilanz, nicht die Uhrzeit.
„Eier erhöhen den Cholesterinspiegel“: höchstens minimal. Der Eierkonsum hat keinen entscheidenden Einfluss auf den Cholesterinspiegel.
„Kaffee entwässert“: Seine harntreibende Wirkung ist kaum stärker als bei anderen Getränken.
„Viel hilft viel”: Zahlreiche Menschen sorgen sich, dass sie unter Mangelerscheinungen leiden, zum Beispiel unter einem Vitaminmangel. Diese Sorge lässt den Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomen. Doch in Ländern des globalen Nordens leiden nur wenige Menschen unter Vitaminmangel. Wer sich ausgewogen ernährt, bekommt in der Regel, was der Körper braucht – auch ohne „Superfoods” und Pillen. Eine Überdosierung von Vitaminen kann dagegen schädlich sein. Und anders als verschreibungspflichtige Medikamente werden Nahrungsergänzungsmittel nicht staatlich kontrolliert. Man kann also nicht genau wissen, welche Inhaltsstoffe sie tatsächlich enthalten – und in welcher Dosierung.
Der Glaube an die Wirkung eines Medikaments oder einer Behandlung alleine stärkt schon die Selbstheilungskräfte. Viele Beschwerden klingen auch ohne Behandlung ab.
Von solchen Effekten profitieren auch Methoden der Alternativmedizin, deren Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt werden kann. Beliebt sind sie bei Menschen, die an chronischen Beschwerden leiden, die sich natürliche Heilmethoden oder mehr persönliche Zuwendung wünschen als in der klassischen Medizin.
Dazu zählen:
Homöopathie – verwendet extrem verdünnte Substanzen. Oft so stark verdünnt, dass kein Molekül des Ausgangsstoffes mehr nachweisbar ist.
Bioresonanztherapie – korrigiert angenommene elektromagnetische Schwingungen des Körpers.
Akupressur – eine Technik aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei der Druck auf bestimmte Punkte ausgeübt wird, um den Fluss der „Qi-Energie“ zu verbessern.
Bach-Blütentherapie – Pflanzenessenzen mit extrem niedriger Wirkstoffkonzentration.
Unser Verständnis von Gesundheit wandelt sich. Während früher nur bereits ausgebrochene Krankheiten bekämpft wurden, rückt heute die Prävention stärker in den Mittelpunkt. Der ganzheitliche Ansatz betrachtet Körper und Geist als Einheit und bezieht Faktoren wie Stress, Schlaf, Verdauung und psychische Gesundheit mit ein.
Die individuelle Verantwortung für die eigene Gesundheit wird vielerorts großgeschrieben. Zu einem gesundheitsorientierten Lebensstil gehören eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Alkohol und Zigaretten sind möglichst zu vermeiden. Viele gesundheitsbewusste Menschen kontrollieren darüber hinaus mehrmals am Tag ihre Körperfunktionen. Dabei helfen digitale Gesundheitsanwendungen: Sogenannte Wearables messen Schritte, Schlaf und Herzfrequenz.
Doch die Betonung der Eigenverantwortung birgt auch Gefahr: Sie kann zu der Ansicht führen, dass „wer krank wird, selbst schuld ist”. Die Selbstoptimierung kann schnell in Perfektionismus umschlagen und zu Frust führen. Nicht jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen, in der Woche zweimal Yoga zu praktizieren oder nicht genug Salat zu essen, ruft bei vielen gesundheitsbewussten Menschen Schuldgefühle hervor.
Entspannung ist angesagt. Denn am Ende des Tages geht es nicht um Perfektion, sondern um ein nachhaltig gesundes, glückliches Leben.
Welche Trends prägen das Gesundheitswesen in Zukunft?
Telemedizin – Videosprechstunden erleichtern den Zugang zu Fachärzt:innen, besonders in ländlichen Regionen.
Künstliche Intelligenz & Big Data – unterstützen bei Diagnosen und Therapieplanung.
Gen-Editing – gezielte Korrektur defekter Gene zur Behandlung genetischer Krankheiten.
Robotik in der Chirurgie – ermöglicht präzisere, minimalinvasive Eingriffe.
Nanomedizin – winzige Partikel werden für Diagnose, Therapie und Prävention eingesetzt.
3D-Drucker – stellen Prothesen, Implantate und sogar biologisches Gewebe (Bioprinting) her.