Mehrere Personen stehen im Garten und halten ein Gartengerät
Jahrhundertfirmen

STARKL: „Das macht mir Spaß – das hält mich jung!“

Die größte Gärtnerfamilie in Europa heißt STARKL. Als Einmannbetrieb im Jahr 1912 auf wenigen gepachteten Quadratmetern bei Tulln in Niederösterreich gegründet, betreibt die Familie STARKL heute acht Gartencenter, zwei Produktionsbetriebe und einen Versandhandel. 15 Familienmitglieder verbindet die Liebe zum Garteln und zur Natur: Sie stehen für bodenständiges Handwerk und atemberaubende Gartenarchitektur. 

Lesedauer: 7 Min.

Wer das Büro der Familie STARKL in Frauenhofen betritt, passiert mehrere Paare von Gummistiefeln, an denen gesunde Erde haftet. Besucher:innen ist vom ersten Moment an klar, dass hier alles echt und authentisch ist. Im Gespräch mit Seniorchef Anton Starkl, der sich vor fünf Jahren mit dem Vertrauen „sie können es und sie machen es“ aus dem Betrieb zurückgezogen und an seine Söhne übergeben hat, erfahren wir, welche Herausforderungen der 113-jährige Erfolgsbetrieb zu bewältigen hatte und wohin man sich entwickeln möchte.

Anton Starkl erzählt auch, wie es gelungen ist, über vier Generationen erfolgreiche Betriebsübergaben zu bewerkstelligen und spricht offen aus, dass der Generationenwechsel für die Älteren schwieriger ist, denn „man muss sich zurückziehen und den Jüngeren die Entscheidungen lassen“. Anton Starkl betreut nach wie vor Kund:innen, pflegt sein Hobby als Tischler und strebt gemeinsam mit seiner Ehefrau Helga beim Bergsteigen in lichte Höhen und beim Tauchen in die Unterwasserwelt der Ozeane.

Sein Blick in die Zukunft für die Branche ist sehr optimistisch, denn Blumen, Sträucher und Bäume begeistern nicht nur die Gartenliebhaber:innen, sie unterstützen die grüne Wende und leisten einen wichtigen Beitrag zu Natur- und Klimaschutz. In einer Zeit, wo die Gesellschaft um die Erfüllung der Klimaziele ringt, sind Menschen wie Anton Starkl Vorbilder, denn er pflanzt oft Bäume, ohne ans Geldverdienen zu denken, einfach weil es schön ist und weil er möchte, dass etwas bleibt, wenn er nicht mehr da ist.

Die Freude am Teilen und Schenken gehört zur Familie STARKL, die im ersten Corona-Lockdown tausende Blumen verschenkte, weil der Verkauf zu Saisonstart nicht mehr möglich war.

100 Jahre erfolgreich wirtschaften

Wirtschaftlicher Erfolg ist vielschichtig und von zahlreichen Faktoren abhängig. Doch wenn ein Unternehmen 100 Jahre und mehr besteht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Welche Strategien, Werte und Prinzipien tragen zu diesem außergewöhnlichen Erfolg bei?

Die 100-jährige Geschichte von Wüstenrot zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltiges Wachstum vor allem durch Kundennähe, kontinuierliche Innovationskraft und ein verantwortungsbewusstes Produktangebot gelingt.

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Im Rahmen unseres Jubiläums möchten wir deshalb gemeinsam mit anderen traditionsreichen Unternehmen aus Österreich und der ganzen Welt den Erfolgsfaktoren auf den Grund gehen. Diese Gespräche geben Einblicke in bewährte Erfolgsrezepte, die Generationen verbinden und den Herausforderungen der Zeit trotzen.

Interview mit Senior-Chef Anton Starkl

Was waren die wichtigsten Meilensteine in Ihrer Unternehmensgeschichte?

Mein Großvater Josef sollte eigentlich Bäcker werden, da aber das frühe Aufstehen nichts für ihn war, entschied er sich für eine Lehre als Gärtner. Gemeinsam mit seiner Frau, einer tüchtigen Schneiderin, legte er das Fundament. Meine Großeltern waren sehr fleißige Leute, die hart gearbeitet und gespart haben, sukzessive wurde Land erworben und investiert. Mein Großvater und mein Vater Josef II erkannten rasch, dass die Abhängigkeit von wenigen Großabnehmern zu riskant ist, und konzentrierten sich auf das Privatkundengeschäft. Frühzeitig gab es die ersten Kundenkataloge.

Die Kriege waren ein einschneidendes Erlebnis und wir stellten unser Angebot auf Obstbäume um. Damit leisteten wir einen Beitrag zur Versorgung der Menschen. Auch heute erkennen wir wieder einen Trend zur Selbstversorgung, denn Obstbäume und Beerensträucher sind im Trend. Mit dem wachsenden Wohlstand nach dem zweiten Weltkrieg ist es uns gelungen zu expandieren, unsere Anbauflächen deutlich zu vergrößern und mit intelligenten Produkten zu punkten. Wir denken langfristig. Ich verkaufe heute Bäume, die mein Vater gepflanzt hat.

Welche Rolle spielte Innovation im Laufe der Unternehmensgeschichte und welchen Stellenwert hat sie heute? 

Rechtzeitig zu erkennen, was gebraucht wird, ist eine Voraussetzung für unseren Geschäftserfolg. Mein Vater brachte zum Beispiel von einer USA-Reise eine spezielle Verpackungsmaschine mit, die es damals erstmals ermöglichte, Rosen zu verpacken und damit auch an Handelsbetriebe zu verkaufen. Für mich bedeutet Innovation, neue Pflanzen und neue Pflanzenformen zu entwickeln.

Das mache ich, das ist mein Hobby: zum Beispiel Ahorn mit besonderer Herbstfärbung oder andere ungewöhnliche Bäume – ich nenne sie Crazy Trees – wie das Baumzelt, Hainbuchen in Bogenform, Feldahorn in Pilzform oder andere außergewöhnliche Schnittmuster. Auch mit Bonsais beschäftige ich mich seit vielen Jahren. Auf diese Art entstehen grüne Kunstwerke im öffentlichen Raum, die nicht polarisieren, und die auch immer einen konkreten Nutzen erfüllen wie im Stift Melk, wo wir ein schattiges Refugium für Besucherinnen und Besucher in Parkplatznähe geschaffen haben. 

Magazin: Die Jahrhundertfirmen

Am 1. Juli erschien in der Kleinen Zeitung eine exklusive Magazin-Beilage: "Die Jahrhundertfirmen – Über 100 Jahre erfolgreich – kein Zufall, sondern Haltung“. Das Magazin entstand in Kooperation mit Wüstenrot und widmet sich der Frage, was Unternehmen langfristig trägt. Es beinhaltet:
Sieben Interviews mit österreichischen und internationalen Unternehmen, die seit über 100 Jahren bestehen.
Gespräche mit einem Wohnhistoriker, einem Zukunftsforscher
Porträts junger, nachhaltig ausgerichteter Firmen wie refurbed oder woom

Worin bestanden die großen Herausforderungen?

Wir haben immer sehr viel investiert. Diese Investitionen dann auch zu verdienen, die Verbindlichkeiten abzutragen und Unabhängigkeit zu erreichen, war eine der großen Anstrengungen. Auch die Corona-Zeit hat uns anfänglich enorm gefordert, die Verunsicherung war immens. Wir haben damals zu unseren Mitarbeiter:innen gesagt: Entweder wir überstehen das gemeinsam oder eben keiner.

Im Rückblick waren dann die Corona-Jahre für unsere Branche die besten Jahre, denn der Besuch im Gartencenter wurde relativ rasch erlaubt und so konnten die Menschen wenigstens Garteln. Was im Supermarkt das Klopapier war, war bei uns die Gartenerde. Für uns im Betrieb war es chaotisch, denn es galten unterschiedliche Bestimmungen für das Verkaufsangebot.

Welche Themen beschäftigen ein Unternehmen wie STARKL heute?

Dazu gehört auf jeden Fall die Personalsuche. Es wird immer schwieriger, Mitarbeiter:innen zu finden, denn die Freude an der Arbeit ist essenziell. Wir setzen daher auch auf Empfehlungen und Mundpropaganda und fragen lieber die Leute, ob sie jemanden kennen. Verlässliche Mitarbeiter:innen schätzen wir. Sie haben bei uns, wenn sie wollen eine Lebensstellung. Da sind wir auch bemüht eine andere Sprache zu lernen, um Verständigungsschwierigkeiten auszuräumen. Ich hatte in der Schule Russisch im Unterricht, da Tulln eine kommunistische Kommandantur war und spreche auch heute noch mit russischen Kund:innen in deren Sprache. Wir wollen uns als Arbeitgeber und als Gärtnereibetrieb mit den Menschen auf Augenhöhe unterhalten, dazu gehört auch die Annäherung über die Sprache.

Wie schaut Ihr Blick in die Zukunft aus?

Wir haben jeden Grund optimistisch in die Zukunft zu blicken, denn unsere Branche ist krisensicher.  Die Leute sparen zuerst beim Auto, beim Urlaub oder bei den Möbeln. Die Blumen für den Garten, die Terrasse oder um Freude zu schenken, lassen sich die Menschen nicht so schnell nehmen. Dazu kommt, dass wir „Grün“ brauchen, das haben mittlerweile auch die Architekt:innen und Städteplaner:innen erkannt, denn Betonwüsten beeinträchtigen die Lebensqualität ganz erheblich.

Welche Veränderungen bringt der Klimawandel für Gärtnereibetriebe und Hobbygärtner:innen?

Auf den Klimawandel nehmen wir Rücksicht, wobei auch hier langfristiges Planen wichtig ist. Wir müssen in Perioden von hundert Jahren denken und dürfen die klassischen Baumsorten nicht vernachlässigen. Derzeit passieren die Änderungen im Pflanzensortiment zu rasch. Kalte Winter werden wieder kommen. Auch ist nicht jedes Baumsterben eine Folge des Klimawandels, viele Faktoren spielen zusammen, manchmal liegt es am Boden, der eben nicht passt. 

Welche Rolle spielt für Sie Tradition?

Ist für mich wahrscheinlich das Wichtigste. Dinge werden zur Tradition, weil es funktioniert hat. Die Tradition gibt daher auch Orientierung, etwas woran man sich anhalten kann. Man muss nicht immer alles neu erfinden. Gerade in der modernen Architektur vermisse ich die Tradition, alle Städte haben dieselbe Skyline – ob Tokio, London oder New York. Damit geht kulturelle Vielfalt verloren. 

Zum Abschluss noch die Frage: Was gehört zu Ihren ganz persönlichen Traditionen, verraten Sie uns das?

Mein täglicher Mittagsschlaf mit 25 Minuten hat für mich Tradition und gibt mir die Kraft, die ich zum Tischlern, im Jagdrevier, auf Bergtouren und beim Tauchen brauche. Ich lebe also im Paradies gemeinsam mit meiner Frau Helga – der besten Ehefrau überhaupt. Zu meinem 60.Geburtstag waren wir gemeinsam auf einem 6000er in Südamerika. Das macht mir Spaß, das hält mich jung. 

STARKL

Unternehmen: STARKL

Gegründet: 1912

Branche: Gärtnerei

Standorte: 8 Gartencenter & 2 Produktionsbetriebe in NÖ & Wien

Mitarbeiteranzahl: ca. 500 

Website: www.starkl.at

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