Zwei Personen sitzen mit einem Glas Wein auf einer Couch und unterhalten sich
Jahrhundertfirmen

Bretter, die die Welt bedeuten: Kaindl

Kaindl ist ein weltweit führender Hersteller von Holzplatten und Fußböden. Das Unternehmen mit Sitz in Wals existiert seit bald 130 Jahren. Geschäftsleiter Konrad Grünwald verrät uns die Kaindl-Erfolgsrezepte.

Lesedauer: 4 Min.

In Österreich gibt es reichlich Holz. Fast die Hälfte des Landes ist von Wald bedeckt; es ist der fünftgrößte Schnittholz-Exporteur der Welt; die Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft haben einen Anteil von mehr als drei Prozent an der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung.

Ein Schwerpunkt der Holzindustrie ist das Land Salzburg. Hier gründet im Jahr 1897 Matthias Kaindl in Lungötz ein kleines Sägewerk. Dank innovativer Produkte entwickelt sich der Betrieb im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem weltweit führenden Hersteller von Holzwerkstoffen. Ab 1948 erzeugt er Sperrholz für die Möbelindustrie. 1962 ist Kaindl der erste Erzeuger von Spanplatten.

Auf seinem Erfolgskurs übersteht das Unternehmen selbst einen verheerenden Großbrand. Der vernichtet im Jahr 1989 die Produktionsanlagen in Salzburg fast vollständig. Doch schon kurz darauf werden sie wieder aufgebaut. 

In den 1990er-Jahren wird das Unternehmen zum Weltmarktführer für Laminatfußböden, seit der Jahrtausendwende stellt es MDF-Platten her. Seit 2008 verkauft Kaindl seine Fußböden auch direkt an Endkunden, im Kaindl Floor House in Wals-Siezenheim können sie auf 1.200 Quadratmetern begutachtet und gekauft werden.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmen die Söhne des Firmengründers den Kurs des Unternehmens. Doch auch nach deren Tod im Jahr 2017 beziehungsweise 2019 bleibt das Unternehmen als Teil der Kronospan-Organisation im Besitz der Familie Kaindl. Über Kronospan ist Kaindl in Österreich mit Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und China verbunden.

Kaindl beschäftigt im Salzburger Land 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 94 Prozent der Produkte werden exportiert.

100 Jahre erfolgreich wirtschaften

Wirtschaftlicher Erfolg ist vielschichtig und von zahlreichen Faktoren abhängig. Doch wenn ein Unternehmen 100 Jahre und mehr besteht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Welche Strategien, Werte und Prinzipien tragen zu diesem außergewöhnlichen Erfolg bei?

Die 100-jährige Geschichte von Wüstenrot zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltiges Wachstum vor allem durch Kundennähe, kontinuierliche Innovationskraft und ein verantwortungsbewusstes Produktangebot gelingt.

  • Entdeckt hier alles zum Wüstenrot Jubiläumsjahr.

Im Rahmen unseres Jubiläums möchten wir deshalb gemeinsam mit anderen traditionsreichen Unternehmen aus Österreich und der ganzen Welt den Erfolgsfaktoren auf den Grund gehen. Diese Gespräche geben Einblicke in bewährte Erfolgsrezepte, die Generationen verbinden und den Herausforderungen der Zeit trotzen. 

  • Lest hier die Unternehmensporträts erfolgreicher Firmen wie Zauner Konditorei, STARKL Gärtnerei, Kärcher, ÖBB, Kirchtag Schirme und viele mehr.

Interview mit Konrad Grünwald

Frage: Ihr Unternehmen existiert seit mittlerweile 128 Jahren. Was waren die großen Meilensteine und Wendepunkte der Unternehmensgeschichte? Gab es auch Krisen? Wie hat Ihr Unternehmen diese gemeistert?

Wir sind Weltmarktführer in der Holzwerkstoffindustrie. Der entscheidende Schritt dorthin war für Kaindl und die Unternehmen der Kronospan-Gruppe zweifellos der frühe Einstieg in das Osteuropa-Geschäft. Noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde in den 1970er-Jahren ein Werk im polnischen Szczecinek (Neustettin) in Betrieb genommen. Dadurch konnte Kronospan mit der polnischen Möbelindustrie wachsen. Die ist heute die Nummer 1 in Europa.

Im Jahr 2024 haben wir mit einem Werk in Oregon die vierte Fabrik in den USA eröffnet – unser 41. Produktionsstandort weltweit.

Unsere Erfolgsrezepte sind eine dezentrale Struktur mit lokalem Management, der ständige Austausch von Ideen und Best Practices zwischen unseren Standorten, ein institutionalisiertes Benchmarking, also ein Vergleich der Performance unserer Werke, und die hohe Eigenverantwortung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verbindung mit flachen Hierarchien.

Welche Bedeutung hat die eigene Unternehmensgeschichte für die Weiterentwicklung des Unternehmens? Gibt es Werte, Strategien oder Herangehensweisen, die Sie bis heute beibehalten haben?

Wir sind davon überzeugt, dass Industrieunternehmen das notwendige Know-how in allen Bereichen konsequent im Unternehmen selbst aufbauen und entwickeln sollten. In unserem Fall reicht das von der Technik über die Logistik und das Marketing bis hin zum Finanzwesen. Externe Beratungsleistungen nehmen wir nur dann in Anspruch, wenn es absolut notwendig oder gesetzlich vorgeschrieben ist.

Wir stehen in ständigem fachlichen Austausch mit unseren Schwesterwerken weltweit. Der beste Rat kommt unserer Erfahrung nach meistens von unseren eigenen Fachexpertinnen und Experten.

Wie sieht in Ihrem Unternehmen das Zusammenspiel zwischen Tradition und Zukunftsausrichtung aus? Woran halten Sie fest und was wird erneuert?

Natürlich sind sich alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit der Unternehmensgeschichte bewusst, die 1897 mit einem kleinen Sägewerk im Salzburger Lammertal begann. Wir agieren aber im globalen Wettbewerb. Angesichts der exorbitanten Personal- und Energiekosten in Österreich müssen wir in allen Bereichen besonders innovativ und produktiv sein.

Wenn Sie an die Zukunft denken: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen und wie wollen Sie darauf reagieren?

Für die Industrie ist ein stabiles Umfeld unerlässlich. Wir investieren zum Beispiel mit dem Bau von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen massiv in die eigene Erzeugung und Dekarbonisierung unseres Energie- und Wärmebedarfs. Damit machen wir uns von den starken Preisschwankungen für Energie unabhängig.

Wir wünschen uns, dass das regulatorische Umfeld in Europa wieder planbarer wird.

Neue Regelungen sollten verständlich und klar formuliert sein. Der EU-Binnenmarkt sollte weiter vorangetrieben werden. Zum Beispiel behindern hohe bürokratische Hürden einen wettbewerbsfähigen grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr in der EU. Das ist für uns nicht nachvollziehbar. 

Wir sind ein exportorientiertes Unternehmen und sehen deshalb auch die aktuellen Tendenzen zur Abschottung der einzelnen Handelsblöcke kritisch. Wir brauchen einen freien und fairen Handel mit klaren Regeln.

Magazin: Die Jahrhundertfirmen

Am 1. Juli erschien in der Kleinen Zeitung eine exklusive Magazin-Beilage: "Die Jahrhundertfirmen – Über 100 Jahre erfolgreich – kein Zufall, sondern Haltung“. Das Magazin entstand in Kooperation mit Wüstenrot und widmet sich der Frage, was Unternehmen langfristig trägt. Es beinhaltet:
Sieben Interviews mit österreichischen und internationalen Unternehmen, die seit über 100 Jahren bestehen.
Gespräche mit einem Wohnhistoriker, einem Zukunftsforscher
Porträts junger, nachhaltig ausgerichteter Firmen wie refurbed oder woom

M. Kaindl

Unternehmen:  M. Kaindl GmbH

Gegründet: 1897

Zentrale: M. Kaindl GmbH, Kaindlstraße 2, 5071 Wals

Standorte: zwei Standorte in Salzburg

Zahl der Mitarbeitenden: 800

Webseite: www.kaindl.com

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