Tirol ist stolz auf seine Handwerkstradition. Hier haben sich viele traditionelle Handwerkstechniken und -betriebe erhalten. Freudling war die meiste Zeit seines Bestehens eine Tischlerei. Und noch heute werden in der hauseigenen Werkstatt Möbel angefertigt. Im Mittelpunkt steht aber inzwischen die Beratung und die Entwicklung von maßgeschneiderten Einrichtungslösungen: „Handwerk küsst Design“ lautet das Motto. Darüber hinaus werden in den Wohnwelten der Verkaufsausstellung auf über 800 Quadratmetern neben eigenen Kreationen Möbel ausgewählter Anbieter präsentiert.

Tischlerei Freudling 1924 und 1973
Historische Aufnahme aus dem Jahr 1924: Mitarbeitende von Freudling Wohndesign
Historische Aufnahme aus dem Jahr 1973: Drei nebeneinander stehende Gebäude der Firma Freudling Wohndesign.

Freudling beging im Jahr 2024 stolz sein 100-jähriges Jubiläum. Sogar ein aufwändig gestaltetes Buch wurde aus diesem Anlass erstellt. Freudling blieb über drei Generationen hinweg bis 2016 im Besitz der Familie des Gründers. Christian Wildauer ist seit 1989 dabei. Seit 2013 ist er alleiniger Geschäftsführer, drei Jahre später wurden er und seine Frau auch Eigentümer des Unternehmens.

100 Jahre erfolgreich wirtschaften

Wirtschaftlicher Erfolg ist vielschichtig und von zahlreichen Faktoren abhängig. Doch wenn ein Unternehmen 100 Jahre und mehr besteht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Welche Strategien, Werte und Prinzipien tragen zu diesem außergewöhnlichen Erfolg bei?

Die 100-jährige Geschichte von Wüstenrot zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltiges Wachstum vor allem durch Kundennähe, kontinuierliche Innovationskraft und ein verantwortungsbewusstes Produktangebot gelingt.

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Im Rahmen unseres Jubiläums möchten wir deshalb gemeinsam mit anderen traditionsreichen Unternehmen aus Österreich und der ganzen Welt den Erfolgsfaktoren auf den Grund gehen. Diese Gespräche geben Einblicke in bewährte Erfolgsrezepte, die Generationen verbinden und den Herausforderungen der Zeit trotzen. 

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Interview mit Christian Wildauer

Frage: Was waren in den zurückliegenden 101 Jahren die wichtigsten Meilensteine und Wendepunkte bei Freudling?

Christian Wildauer: Für mich persönlich war das Jahr 1989 ein Meilenstein, als ich als Lehrling in das Unternehmen kam. Ich habe also wirklich von der Pike auf gelernt, habe jede Position schon einmal innegehabt, von der Werkstatt bis zum Inhaber. Das ist spannend.

Maßgeblich für den Firmenerfolg war die Übersiedlung von Freudling aus dem Dorfkern an unseren heutigen Standort im Jahr 1995 – in ein neues Gewerbegebiet am Ortsrand an einer stark frequentierten Straße. Eine sehr gute Lage also. Damit eröffneten sich auch neue Möglichkeiten: Mit der Weiterentwicklung in Design, Planung und Innenarchitektur hat sich Freudling in dieser Zeit zum Komplettausstatter etabliert, der alle Facetten der Raumgestaltung abdeckt.

Seitenansicht des Firmengebäudes von Freudling Wohndesign im Jahr 1995 – mehrere Mitarbeitende stehen davor.
Mitarbeiter am neuen Standort 1995

Wie wurden Krisen und Herausforderungen gemeistert?

CW: Gerade derzeit ist der Markt in einer herausfordernden Phase. Während der Corona-Zeit erlebte unsere Branche einen regelrechten Boom, aktuell sehen wir eine gewisse Zurückhaltung. Die Kunden legen zunehmend Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und individuelle Lösungen. Wir sehen darin auch Chancen und reagieren darauf mit innovativen Konzepten, maßgeschneiderten Angeboten und noch besserem Service.

Es gibt ja nicht die eine Idee, die sich unverändert durch die Zeit zieht. Man evaluiert, passt an, überlegt sich neue Lösungen. Es ist aber wichtig, dass wir uns auch in schwierigen Zeiten treu bleiben. Unser Fundament ist eine hochwertige Arbeit und ein fairer Umgang mit den Kundinnen und Kunden und dem Team.

Gibt es Konstanten in der Unternehmenskultur, die sich durch die 101 Jahre der Geschichte von Freudling durchziehen?

CW: Ja – die Leidenschaft für Schönes, für das Einrichten, dafür, mit dem Kunden gemeinsam Projekte zu entwickeln und sie zu verwirklichen, das Miteinander mit den Kunden und dem Team.

Das Unternehmen hatte immer den Ruf, hochwertig zu arbeiten. Es ist nie darum gegangen, etwas nur zu erledigen, sondern es toll zu machen, Freude daran zu haben und Freude beim Kunden auszulösen, der uns dann hoffentlich weiterempfiehlt und wiederkommt. Sodass es eben eine runde Angelegenheit ist.

Welchen Stellenwert hat Tradition im Unternehmen?

CW: Tradition ist die Basis für gute Arbeit. Tradition bedeutet nicht Stillstand, sondern heißt bei uns, dass wir uns laufend weiterentwickeln. Dabei behalten wir im Blick, wo wir herkommen: Der Qualitätsanspruch in der Ausführung, im Design, in der Zusammenarbeit – das ist für uns Tradition. Nur weil wir 100 Jahre alt sind, kauft niemand bei uns. Wir müssen uns bei jedem Projekt aufs Neue beweisen. Aber die Tradition gibt uns die Sicherheit, dass wir bisher offenbar gute Arbeit geleistet haben. Sonst gäbe es uns ja nicht schon so lange.

Ein hochwertig verarbeiteter Tisch in modernem Design – Beispiel für die Möbelgestaltung von Freudling Wohndesign.
Verkaufausstellung heute

Welche Rolle spielt Innovation im Unternehmen?

CW: Wir gehen neue Wege, ohne unsere Identität zu verlieren. Der große Schritt war, dass wir uns von der Tischlerei zur Innenarchitektur weiterentwickelt haben. Wir treten heute ganzheitlich auf und kombinieren Handwerk mit Design. Wir stellen nicht nur Möbel auf, sondern gestalten ganze Räume, Wohnungen, Häuser.

Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe dafür, dass es Freudling nach über 100 Jahren noch gibt?

CW: Einsatz, Fleiß und die Bereitschaft, die Herausforderungen anzugehen, vor die uns der Markt oder die Zeit stellen.

Was sehen Sie als größte Herausforderungen in der Zukunft?

CW: In schwierigen Zeiten nicht zu vergessen, wo wir herkommen, unseren Wurzeln und Werten treu zu bleiben und trotzdem kritisch zu überlegen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Nach vorne zu schauen, wo die Chancen liegen und wo die weitere Reise hingeht. Wir erleben gerade eine sehr bewegte Zeit: die Wirtschaftslage, die Kriege, die politische Situation.

Ein Ausbildner zeigt einem Lehrling in der Werkstatt den Umgang mit einem Holzwerkzeug – Szene aus der handwerklichen Ausbildung bei Freudling Wohndesign
Lehrlingsausbildung in der Werkstatt

Magazin: Die Jahrhundertfirmen

Am 1. Juli erschien in der Kleinen Zeitung eine exklusive Magazin-Beilage: "Die Jahrhundertfirmen – Über 100 Jahre erfolgreich – kein Zufall, sondern Haltung“. Das Magazin entstand in Kooperation mit Wüstenrot und widmet sich der Frage, was Unternehmen langfristig trägt. Es beinhaltet:
Sieben Interviews mit österreichischen und internationalen Unternehmen, die seit über 100 Jahren bestehen.
Gespräche mit einem Wohnhistoriker, einem Zukunftsforscher
Porträts junger, nachhaltig ausgerichteter Firmen wie refurbed oder woom

Welche Rolle spielt Ihre Familie im Unternehmen?

CW: Es war vorher unter der Familie Freudling ein Familienunternehmen und es ist jetzt wieder ein Familienunternehmen. Wenn man ein Unternehmen übernehmen möchte, ist es entscheidend, dass die Familie das unterstützt und aktiv mitarbeitet.

Ohne meine Frau hätte ich das nie gemacht und ohne meine Frau ginge es auch nicht.

Und ist geplant, dass Ihr Sohn das Unternehmen später mal übernehmen wird?

CW: Dafür ist es noch zu früh. Der Sohnemann ist 22, also noch in einem sehr jungen Alter. Wir arbeiten jetzt erst einmal zusammen. Ich hoffe, dabei entwickeln sich Freude, Motivation und der Wunsch, das Unternehmen zu übernehmen. Es muss von ihm selbst kommen. Aber ich wünsche mir, dass es in diese Richtung geht, dass die nächsten Generationen unsere Vision aufnehmen und weiterentwickeln. Dabei sollen sie nicht nur weitermachen, sondern eigene Ideen einbringen und auf die Herausforderungen reagieren, die es dann geben wird.

Wir werden das unterstützen, üben aber keinen Druck aus.

Möbel Freudling

Unternehmen: Möbel Freudling GmbH

Gegründet: 1924

Zentrale: Möbel Freudling GmbH, Gewerbeweg 3, 6263 Fügen

Standorte: einer

Zahl der Mitarbeitenden: 26 Mitarbeiter

Webseite: www.freudling.at

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