Bargeld, digitaler Euro oder Kryptowährungen – wie bezahlen wir morgen? Unser Umgang mit Geld verändert sich rasant. Während manche längst bargeldlos leben, halten andere an Scheinen und Münzen fest. Wir werfen einen Blick auf die spannendsten Entwicklungen und Szenarien für die Zukunft des Geldes.
Geld ist eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Ohne dieses allgemein akzeptierte Tauschmittel wäre unsere moderne Wirtschaft undenkbar. Ohne Geld gäbe es keine Städte, keine Berufe, keinen Verkehr, keine Maschinen und kein Online-Shopping.
Münzen sind seit etwa 2.700 Jahren im Umlauf. Papiergeld, erstmals im 11. Jahrhundert in China verwendet, war handlicher – und vereinfachte größere Transaktionen. Mit dem Aufstieg der Banken kam das Buchgeld hinzu – Geld, das nur als Zahl in Büchern oder Rechnern existiert. Damit wurden Zahlungen per Scheck möglich, ohne Bargeld zu transportieren.
Ab den 1950ern kamen Kreditkarten auf, in den 1980ern die Kartenzahlung im Handel. Mit dem Internet kamen das Online-Shopping und neue bargeldlose Bezahlverfahren wie PayPal hinzu, später mobile Dienste wie Apple Pay oder Google Pay und kontaktlose Zahlungen per Smartphone oder Smartwatch.
Bargeldloses Bezahlen setzt sich auch im stationären Handel immer mehr durch. Bezahlen mit zwei Klicks – vor 25 Jahren noch Science-Fiction, heute Alltag. Aber was kommt als nächstes?
Trotz wachsender Akzeptanz digitaler Zahlungsmethoden bleibt Bargeld hierzulande beliebt. Während Länder wie Schweden nahezu bargeldlos funktionieren, bezahlen in Österreich laut der „Payments and Open Banking Survey” des Beratungsunternehmens „Strategy&” 39 Prozent der befragten Personen bevorzugt mit Münzen und Scheinen.
Im Jahr 2023 lag der Anteil an Barzahlungen vor Ort in Österreich noch bei 62 Prozent, im EU-Schnitt bei 52 Prozent – so die European Payments Study der zeb.
Einer Umfrage von „YouGov” im Auftrag von „Bearing Point” zufolge können sich nur 19 Prozent der Österreicher:innen vorstellen, in den nächsten zehn Jahren auf Bargeld zu verzichten.
Woher kommt diese Bargeldliebe? Viele schätzen die Anonymität, die Übersichtlichkeit über die eigenen Ausgaben und die Krisensicherheit: Bargeld funktioniert auch bei Strom- oder Netzausfall.
Die Anonymität des Bargelds hat auch Schattenseiten. Viele Länder Europas haben Bargeld-Obergrenzen eingeführt, um Kriminalität, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorfinanzierung zu bekämpfen. In Italien sind beispielsweise nur noch Transaktionen bis 5.000 € in bar erlaubt. In Österreich gibt es bisher noch keine Regulierung – eine EU-weite Obergrenze von 10.000 € wird jedoch diskutiert. Bargeld-Fans befürchten, dass die Einführung von Bargeld-Obergrenzen zur Abschaffung des Bargelds führen könnte. Das ist aber bisher nicht geplant.
Du möchtest mehr über Finanzen wissen? In unserem Schwerpunkt „Finanzwissen – das Wichtigste über Geld“ findest du Artikel zu den wichtigsten Themen, von A wie Anlagestrategie bis Z wie Zinsen. Unsere Artikel erklären verständlich die Grundlagen des Finanzwissens und sind auch für Anfänger:innen geeignet.
Kryptowährungen wie Bitcoin basieren auf einem dezentralen Netzwerk und werden nicht von einer zentralen Instanz kontrolliert. Transaktionen werden in der Blockchain gespeichert – einem digitalen Kassenbuch, das durch Kryptografie die Sicherheit und Unveränderbarkeit der gespeicherten Daten garantiert. Nutzer:innen können Transaktionen tätigen, ohne ihre Identität preiszugeben.
Bitcoin ist die bekannteste Kryptowährung. Seine Menge ist auf 21 Millionen begrenzt, neue Coins entstehen durch energieintensives „Mining“.
Kryptowährungen sind weltweit rund um die Uhr verfügbar und die Blockchain gilt als extrem sicher – die Bitcoin-Blockchain wurde noch nie gehackt. Nachteile: komplizierte Handhabung, Eigenverantwortung für digitale Geldbörsen und der Verlust des gesamten Guthabens bei verlorenem ,,Schlüssel". Der Wert der meisten Kryptowährungen ist rein spekulativ, die Kurse schwanken stark. Eine Alternative sind Stablecoins wie Tether, der im Verhältnis 1:1 an den Dollar gekoppelt und durch Rücklagen gedeckt ist.
Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet intensiv an einem digitalen Euro – einem elektronischen Pendant zu Bargeld. Anders als Kryptowährungen würde der digitale Euro von der EZB herausgegeben und kontrolliert, so wie unser Bargeld. Er soll das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. Als digitales Bargeld wäre er genauso sicher und wertstabil wie physische Euro-Scheine. Bürger:innen sollen über eine App oder digitale Geldbörse bezahlen können – auch offline, also ohne Internetverbindung oder bei Stromausfall. Der digitale Euro könnte künftig vor allem im Onlinehandel, im Tourismus und für Menschen ohne Bankkonto eine wichtige Rolle spielen.
Die Vorteile des digitalen Euros sind beträchtlich: Europa würde sich unabhängiger von nicht-europäischen Zahlungsdienstleistern machen. Der digitale Euro könnte grenzüberschreitende Zahlungen vereinfachen und den Datenschutz stärken. Eine Entscheidung zur Einführung wird 2026 erwartet.
Kritiker:innen befürchten Einlagenverluste für Banken, wenn Kund:innen ihr Geld lieber direkt bei der EZB halten. Datenschützer:innen warnen vor einer möglichen staatlichen Überwachung.
Wie wird sich das Geld in den nächsten Jahrzehnten entwickeln? Niemand kann die Zukunft voraussagen, aber folgende Entwicklungen sind denkbar:
Der Abschied vom Bargeld: Bargeld verliert weiter an Bedeutung. Bezahlt wird digital – per Karte, Smartphone oder biometrischen Verfahren wie Fingerabdruck oder Gesichtserkennung. Künstliche Intelligenz macht Zahlungen noch sicherer und benutzerfreundlicher. Gleichzeitig steigen Risiken: Datenmissbrauch, Überwachung, Cyberangriffe.
Digitale Währungen etablieren sich: Kryptowährungen gewinnen an Relevanz, getrieben von neuen, benutzerfreundlichen Technologien. Sie werden als Wertaufbewahrungsmittel und Anlageform akzeptiert. Insbesondere Stablecoins gewinnen an Bedeutung als Brücke zwischen der Kryptowelt und den traditionellen Währungen. Digitale Zentralbankwährungen wie der digitale Euro ergänzen klassische Währungen und werden zum Standard für kleinere Transaktionen.
Koexistenz von Alt und Neu: Bargeld und traditionelle Währungen bleiben als krisensicheres und anonymes Zahlungsmittel bestehen, existieren aber parallel zu einer florierenden digitalen Zahlungswelt. Die Menschen wählen je nach Situation das passende Zahlungsmittel. Dieses Szenario bietet das Beste aus beiden Welten.
Die fragmentierte Geldwelt: Technologiekonzerne, Staaten und Regionen entwickeln eigene digitale Währungen, die nebeneinander existieren. Das bietet Vielfalt, kann aber unübersichtlich und ineffizient werden, zu Risiken für Verbraucher:innen führen und aufgrund mangelnder Regulierung das Risiko von Währungskrisen erhöhen.
Die Zukunft des Geldes wird vielfältiger. Bargeld wird wahrscheinlich nicht vollständig verschwinden, aber seine Rolle wird sich wandeln. Digitale Zahlungsmittel werden dominieren: mal staatlich reguliert, mal unabhängig und dezentral. Für Verbraucher:innen bedeutet das mehr Auswahl, aber auch mehr Verantwortung. Wer sich mit neuen Technologien und der digitalen Finanzwelt auskennt, behält die Kontrolle – heute und morgen.
Was ist der Unterschied zwischen Kryptowährungen und dem digitalen Euro?
Kryptowährungen wie Bitcoin sind dezentral, im Wert meist stark schwankend und nicht staatlich kontrolliert. Der digitale Euro hingegen wird von der Europäischen Zentralbank herausgegeben und ist stabil wie herkömmliches Bargeld – nur in elektronischer Form. Er verbindet digitale Flexibilität mit staatlicher Sicherheit.
Wie sicher ist mobiles Bezahlen mit dem Smartphone?
Moderne Bezahlsysteme wie Apple Pay oder Google Pay gelten als sehr sicher. Sie sind doppelt durch Fingerabdruck oder Gesichtserkennung abgesichert. Die Daten werden verschlüsselt übertragen. Wichtig ist, das Gerät bei Verlust sofort sperren zu lassen.
Wie kann ich mich vor Betrug im Onlinehandel schützen?
Die Österreichische Nationalbank (OeNB) hat zusammen mit verschiedenen Partnern die Initiative ,,Sicher Bezahlen" gestartet, um Konsument:innen vor Betrug im Onlinehandel zu schützen. Auf der Website sicher-bezahlen.at kannst du dich über Bezahlmöglichkeiten und ihre Risiken sowie über Betrugsmaschen informieren.