Fast jede:r von uns hat ein Konto bei einer Bank oder Sparkasse, zum Beispiel ein Girokonto. Doch Banken bieten weit mehr als praktische Dienstleistungen für Privatpersonen. Sie übernehmen zentrale Aufgaben in der Volkswirtschaft: Sie verwahren und verleihen nicht nur Geld, sie schaffen es sogar neu.
Zahlungsverkehr: Ob Überweisung, Dauerauftrag oder Kartenzahlung – Banken sorgen dafür, dass Geld bargeldlos und zuverlässig von A nach B kommt. Dafür stellen sie Girokonten und die nötige Infrastruktur bereit.
Bargeldversorgung: Auch wenn wir immer öfter digital bezahlen – Bargeld bleibt in Österreich wichtig. Banken stellen sicher, dass wir es am Bankomaten jederzeit abheben oder einzahlen können. Sie sind damit die Schnittstelle zwischen der Zentralbank, die das Bargeld ausgibt, und den Bürger:innen.
Kapitalanlage: Wer spart oder Geld anlegen möchte, findet bei Banken passende Produkte – vom Sparkonto über Fest- und Tagesgeldkonten bis hin zu Wertpapieren. Sie beraten, wie sich Chancen und Sicherheit ins Gleichgewicht bringen lassen.
Kreditvergabe: Ob für ein neues Heizsystem, ein Auto oder die Finanzierung eines Hauses – Banken machen größere Anschaffungen möglich. Sie prüfen die Bonität und helfen, passende Laufzeiten, Zinssätze und Rückzahlungspläne zu vereinbaren.
Über Serviceleistungen für Einzelpersonen hinaus sind Banken auch unerlässlich für das Funktionieren einer Volkswirtschaft. Das sind ihre wichtigsten Aufgaben:
Kapitalallokation:
Viele Menschen legen kleine Beträge bei Banken an. Die Banken bündeln diese Einlagen und machen daraus große Kredite für Unternehmen oder Immobilienfinanzierungen. So bringen sie Angebot und Nachfrage nach Kapital zusammen und lenken Geld dorthin, wo es gebraucht wird – und wo es eine Rendite verspricht.
Laufzeiten ausgleichen:
Sparer:innen möchten flexibel über ihr Geld verfügen, während Unternehmen oder Häuslbauer:innen langfristige Kredite benötigen. Die können die Banken nicht einfach zurückfordern, sondern sie sind langfristig gebunden – ganz anders als die Spareinlagen von Privatkund:innen, die täglich abgehoben werden können. Banken gleichen diese unterschiedlichen Interessen aus.
Damit sie auch bei unerwarteten Abhebungen zahlungsfähig bleiben, halten Banken einen Teil ihrer Mittel in sehr liquiden Anlagen wie Bargeld oder kurzfristigen Anleihen. Zusätzlich können sie bei Bedarf Kredite bei der Zentralbank oder anderen Banken aufnehmen.
Investmentbanking:
Neben der Vergabe klassischer Kredite unterstützen und beraten Banken Unternehmen auch bei komplexen Prozessen – wenn diese an die Börse gehen möchten, neue Aktien oder Anleihen ausgeben oder fusionieren wollen. Bei Fusionen und Übernahmen helfen die Banken, passende Partner zu finden, bewerten die Unternehmen und verhandeln die Konditionen.
Sie spielen auch eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung großer Aktienpakete oder Unternehmensanteile zwischen institutionellen Anlegern. So ermöglichen Banken den Unternehmen, sich notwendige Liquidität für Wachstum, Expansion oder strategische Veränderungen zu beschaffen.
Geldschöpfung und Geldpolitik:
Banken schöpfen Geld. Oben haben wir beschrieben, wie aus Einlagen bei Banken Kredite werden. Aber tatsächlich ist das Geld, das Banken als Kredit vergeben, nur zu einem geringen Anteil durch Einlagen gedeckt. Der größere Anteil der ausgereichten Kredite besteht aus Geld, das es zuvor noch gar nicht gab.
Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, schreibt sie den Betrag auf den Konten der jeweiligen Kreditnehmer:innen gut. Dieses Buchgeld ist neu geschaffenes Geld, das in den Wirtschaftskreislauf eingespeist wird und Wachstum ermöglicht. Der Großteil des umlaufenden Geldes entsteht auf diese Weise durch Geschäftsbanken.
Die Europäische Zentralbank steuert diesen Prozess über Mindestreserven, die Banken bei ihr halten müssen und über ihre Zinspolitik. Indem die Geschäftsbanken Zinsänderungen der Zentralbank an die Wirtschaft weitergeben, sind sie wichtige Partner bei der Umsetzung von deren Geldpolitik.
Mehr zu diesem Thema liest du in unserem Artikel: Geldschöpfung – wo kommt das Geld her?
Sicherheit und Vertrauen:
Banken bieten einen sicheren Ort zur Aufbewahrung von Geld, Wertpapieren und Wertsachen. Die Kund:innen vertrauen auf die Seriosität, die Sorgfalt und Sachkenntnis des Kreditinstituts bei der Verwaltung der Guthaben und der Vergabe von Krediten. Die staatliche Aufsicht, etwa durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Österreich, trägt zu diesem Vertrauen bei.
Durch ihre Größe gewährleisten Banken zudem eine Streuung des Risikos – fällt ein Kredit aus, kann die Bank dies meist abfedern. Zusätzlichen Schutz bietet die gesetzliche Einlagensicherung: In der EU und in Norwegen sind bis zu 100.000 Euro pro Person und Bank abgesichert.
Zahlungsdienstleister wie PayPal, Apple Pay oder Google Pay machen das Bezahlen einfach und schnell – vor allem online oder mobil. Doch sie sind keine Banken: Sie nehmen keine Spareinlagen entgegen, vergeben keine Kredite und unterliegen nicht denselben strengen Regeln. Sie nutzen die Infrastruktur der Banken und fungieren als Vermittler, die Geld von einem Konto zum anderen übertragen.
Kurz gesagt: Zahlungsdienstleister sind eine Ergänzung, aber kein Ersatz für Banken. Bei Online-Transaktionen stellen sie jedoch Konkurrenz dar. Banken reagieren darauf mit Echtzeit-Überweisungen und eigenen digitalen Angeboten.
Ein aktuelles Projekt ist Wero: eine europäische Lösung für schnelle Zahlungen direkt von Bankkonto zu Bankkonto – ohne Umweg über externe Anbieter. Dabei genügt die Handynummer oder E-Mail-Adresse des Empfängers. Wero soll langfristig auch für Online-Einkäufe und Zahlungen im Geschäft nutzbar sein. In Österreich ist es derzeit noch nicht verfügbar.
Kryptowährungen wie Bitcoin ermöglichen Transaktionen in Echtzeit, ohne Vermittler über die Blockchain. Sie könnten Bankdienstleistungen in dieser Hinsicht überflüssig machen. Das ist jedoch unwahrscheinlich. Die starken Kursschwankungen machen sie als Zahlungsmittel ungeeignet. Stablecoins sind zwar an den Wert traditioneller Währungen gebunden, es fehlt aber an staatlicher Regulierung und Absicherung.
Dezentrale Finanzsysteme (DeFi) basieren wie die Kryptowährungen auf der Blockchain-Technik. Hier laufen Finanzgeschäfte direkt zwischen Nutzer:innen über „Smart Contracts”. Das sind selbstausführende Verträge, die die Bedingungen einer Transaktion direkt in Code fassen und automatisch umsetzen. Das ermöglicht den Handel mit Kryptowährungen und Kredite ohne Bank, direkt zwischen Nutzer:innen. Allerdings sind die Risiken hoch. Es gibt keine Regulierung durch eine zentrale Behörde, ein Fehler im Code oder Hackerangriffe können zum Totalverlust führen.
Die Europäische Zentralbank arbeitet am digitalen Euro, einem elektronischen Pendant zum Bargeld. Er soll Bargeld ergänzen, nicht ersetzen, und wäre genauso sicher und wertstabil. Er soll die finanzielle Unabhängigkeit Europas gegenüber privaten, ausländischen Zahlungsanbietern stärken.
Bürger:innen sollen ihn über eine App oder digitale Geldbörse nutzen können – auch offline, etwa bei einem Stromausfall. Bereitgestellt werden diese Wallets von den Banken, die so weiterhin die Schnittstelle zu den Kund:innen bleiben.
Mehr zu aktuellen Entwicklungen in der Finanzbranche liest du in unserem Artikel: Banking in Österreich heute – und morgen. Das sind die Trends.
Banken bleiben unverzichtbar – für Kund:innen und für die gesamte Volkswirtschaft. Zwar könnten einige Aufgaben von Banken – wie einfache Sparkonten oder Überweisungen – durch Online-Dienste an Bedeutung verlieren. Doch Banken können mehr: vor allem bei komplexen Aufgaben und Prozessen, zum Beispiel bei der Unternehmensfinanzierung. Ihre Rolle verändert sich auch im Privatkundengeschäft: weg vom reinen Dienstleister, hin zum Finanzpartner, der Menschen bei ihren Lebenszielen begleitet – vom Hausbau über die Altersvorsorge bis zur Geldanlage.
Wie sicher ist mein Geld bei einer Bank in Österreich?
Dank der gesetzlichen Einlagensicherung sind in der EU und in Norwegen Guthaben bis 100.000 Euro pro Person und Bank abgesichert.
Warum können Zahlungs-Apps Banken nicht ersetzen?
Weil Apps wie PayPal oder Apple Pay selbst keine Spareinlagen annehmen und keine Kredite vergeben. Sie nutzen die Infrastruktur von Banken, ersetzen diese aber nicht.
Was unterscheidet den digitalen Euro von Bitcoin?
Der digitale Euro wird von der Europäischen Zentralbank herausgegeben und ist damit genauso sicher und wertstabil wie Bargeld. Bitcoin dagegen schwankt stark im Wert und ist nicht staatlich abgesichert.