Drei Personen stehen vor einem großen Stapel Bücher, dazu Symbole des Rechtswesens wie Waage und Hammer
Jahrhundertfirmen

Es bleibt in der Familie – die Anwaltskanzlei Wolff, Wolff & Wolff

In der Familie Wolff scheint das juristische Talent in den Genen zu liegen: Seit 1919 wird die Kanzlei Wolff, Wolff & Wolff ausschließlich von Nachkommen des Gründers geführt. Die traditionsreiche Sozietät mit Standorten in Salzburg, Wien und Mailand hat sich insbesondere im Immobilien- und Erbrecht einen Namen gemacht. Wir sprachen mit dem jüngsten von vier Partnern, Dr. Lorenz Wolff.

Lesedauer: 5 Min.

Seit 1919 ist einiges passiert in Österreich und der Welt: Wirtschafts- und Finanzkrisen, Inflation, Diktatur, Krieg, fortschreitende Industrialisierung, Modernisierung und Digitalisierung, Branchen und Berufe sind verschwunden, neue entstanden.

Die Salzburger Anwaltskanzlei Wolff, Wolff & Wolff haben all diese Einschnitte und Umwälzungen der vergangenen 100 Jahre kaum oder nur in stark abgemilderter Form erreicht. Hier wurde Generation für Generation einfach ruhig und kompetent gearbeitet. Und mancher Klient, den schon der Urgroßvater betreute, hält der Kanzlei bis heute die Treue. Wir wollten herausfinden, wie so etwas gelingt.

100 Jahre erfolgreich wirtschaften

Wirtschaftlicher Erfolg ist vielschichtig und von zahlreichen Faktoren abhängig. Doch wenn ein Unternehmen 100 Jahre und mehr besteht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Welche Strategien, Werte und Prinzipien tragen zu diesem außergewöhnlichen Erfolg bei?

Die 100-jährige Geschichte von Wüstenrot zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltiges Wachstum vor allem durch Kundennähe, kontinuierliche Innovationskraft und ein verantwortungsbewusstes Produktangebot gelingt.

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Im Rahmen unseres Jubiläums möchten wir deshalb gemeinsam mit anderen traditionsreichen Unternehmen aus Österreich und der ganzen Welt den Erfolgsfaktoren auf den Grund gehen. Diese Gespräche geben Einblicke in bewährte Erfolgsrezepte, die Generationen verbinden und den Herausforderungen der Zeit trotzen. 

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Interview mit Dr. Lorenz Wolff

Herr Dr. Wolff, Ihre Kanzlei gibt es schon seit über 100 Jahren. Können Sie mir vielleicht ein paar Meilensteine und Wendepunkte in der Geschichte der Kanzlei nennen?

Dr. Lorenz Wolff: Gegründet wurde die Kanzlei von meinem Urgroßvater. Der wurde im heutigen Serbien als Sohn eines Offiziers der österreichisch-ungarischen Monarchie geboren. Er hat in Prag studiert, in Bozen seine Gerichtsausbildung gemacht, sich nach dem Ersten Weltkrieg in Salzburg niedergelassen und hier seine Kanzlei eröffnet. Mein Urgroßvater ist 1971 gestorben; die Kanzlei hatte jedoch schon vorher mein Großvater übernommen. Der war nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, eingestiegen. Mein Großvater hat die Kanzlei bis zum Einstieg meines Vaters und meines Onkels in den frühen 1980ern geführt. 2010 beziehungsweise 2013 kamen mein Bruder und ich dann dazu. Ich bin jetzt 12 Jahre in der Kanzlei.

Die Wendepunkte waren stets die Generationswechsel. Durch meinen Onkel ist die Kanzlei internationaler geworden, mit der Niederlassung in Mailand und mit einer starken Ausrichtung nach Deutschland. Mein Bruder und ich setzen das fort. Dieser betreut sehr viele italienische Mandanten. Und ich wiederum habe meine Ausbildung in Deutschland absolviert, bin Mitglied in der hanseatischen Rechtsanwaltskammer und betreue grenzüberschreitende Mandate in Deutschland und Österreich. 

Und wie kam es zu Italien?

Dr. Lorenz Wolff: Mein Onkel hat zeitweise in Italien studiert und dabei eine große Liebe zum Land entwickelt. Und auch mein Bruder hat in Italien studiert und gearbeitet. Beide sind geprüfte Dolmetscher für Italienisch. Das ist ein gewisses Alleinstellungsmerkmal für Rechtsanwälte in Salzburg und auch in Wien. Nur sehr wenige sprechen so gut Italienisch, dass sie mit Italienern fließend auch über komplexe Themen kommunizieren können.

Diese Ausrichtung nach Italien ab Mitte der 1980er-Jahre war die größte Veränderung. Ansonsten haben wir hier in Salzburg immer ruhig vor uns hin gearbeitet, alles hat sich sehr organisch entwickelt. Wir sind auf private Klienten mit Schwerpunkt in Salzburg spezialisiert. Darüber hinaus haben wir auch einige wenige institutionelle Klienten.

Das klingt nach großer Kontinuität. Dennoch die Frage: Gab es Herausforderungen und Krisen in der Kanzlei, und wenn ja, wie wurden diese gemeistert?

Der Krieg war sicher ein Einschnitt und natürlich geht es immer auf und ab, aber eine fundamentale Krise wie einen Konkurs gab es nicht. Auch in der Struktur der Kanzlei gab es keine größeren Krisen. Es wurde durchgehend gut zusammengearbeitet – innerhalb der Familie und mit den Angestellten.

Wie ich verstanden  habe, sind aus der vorigen Generation und aus ihrer ihrer jeweils zwei Brüder in der Kanzlei…

Auch das funktioniert gut, weil wir eine gute Arbeitsteilung haben. Jeder hat seine Bereiche, die er bearbeitet, ohne dass der andere sich einmischt. Aber wir wissen natürlich, was die anderen machen. Wir beraten uns und sind im ständigen Austausch. Wir sitzen auch räumlich nebeneinander und besprechen zwei- bis dreimal pro Woche alles zu viert.

Dieses Miteinander, die gegenseitige Rücksichtnahme und die Beratung sind sehr befruchtend. Der familiären Charakter ist ein wesentlicher Punkt, wegen dem wir keine Abspaltungen, großen Zerwürfnisse oder Konflikte unter den Partnern haben. In größeren Einheiten gibt es dagegen, wie ich höre, sehr viele Reibungsverluste.

Welche Bedeutung hat Tradition für Sie?

Tradition bedeutet bei uns Kontinuität in der Beratung. Wir haben ja institutionelle Klienten, die wir seit vier Generationen betreuen.

Das ist beeindruckend.

Ja, wir haben in einem Dokument entdeckt, dass einer unserer Mandanten bereits unseren Urgroßvater beauftragt hatte. Diese Geschäftsbeziehung wurde über Generationen hinweg fortgesetzt, auch über Eigentümerwechsel auf Seiten des Klienten hinweg. Der Klient verwaltet einen größeren Liegenschaftsbesitz in Salzburg und wird laufend von uns betreut. Und es gibt noch andere Klienten, die auch schon mein Großvater und mein Urgroßvater betreut haben. Das liegt auch an unserer Spezialisierung auf das Immobilienrecht und das Erbrecht.

Wir wissen, wie diese Klienten denken, welche Bedürfnisse sie haben und was sie von uns erwarten. Sie wissen, dass bei uns Kontinuität herrscht und sie, wenn ein Partner in den Ruhestand geht, keine neue Kanzlei engagieren müssen, die sie dann wieder einarbeiten müssen. Denn hier gibt es Mitarbeiter und Partner, die sie schon seit langem kennen.

Und dann gibt es ja auch noch die Familientradition. Es ist ja erstaunlich, dass über vier Generationen Menschen die juristische Laufbahn einschlagen und in die Kanzlei eintreten wollten.

Ich habe mich auch öfters gefragt, woran das liegt. Ich glaube, es ist die Begeisterung für den Beruf und die Beratung, das Mitleben mit unseren Klienten. Das wurde uns mitgegeben und da sind wir reingewachsen.

Es haben auch nicht alle Familienmitglieder die juristische Laufbahn eingeschlagen. In meiner und der Generation über mir war es jeweils die Hälfte. Und es gibt auch Familienmitglieder, die zwar Juristen sind, aber nicht in der Kanzlei arbeiten. Das wurde jedem freigestellt; es wurde kein Druck ausgeübt.

Welche Rolle spielte und spielt Innovation?

Die Künstliche Intelligenz wird eine sehr große Rolle spielen. Aber welche sie für uns spielen wird, haben wir noch nicht genau herausgefunden. Wir nutzen sie bisher nur eingeschränkt, da in unserem Beruf Sorgfalt und Genauigkeit sehr wichtig sind. Die Systeme sind noch nicht ausgereift genug, um ihnen die Denkarbeit zu überlassen. Das wird aber irgendwann kommen. Die Prozesse werden sich beschleunigen, und wir werden weniger Mitarbeiter brauchen.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als Kind zu meinem Großvater gegangen bin. Der hat glaube ich zwei oder drei persönliche Mitarbeiter gehabt, die haben nur getippt, Diktate herunter geklopft. Das gibt es ja schon lange nicht mehr. In Zukunft werden Arbeitsplätze, die nichts mit der persönlichen Betreuung der Kunden zu tun haben, größtenteils wegfallen.

Die persönliche Beratung wird dagegen umso wichtiger, das persönliche Gespräch und die gute Erreichbarkeit. Das läuft ja heute nicht mehr so förmlich ab, à la „ich verbinde Sie mit dem Herrn Rechtsanwalt". Heute rufen die Klienten am Handy an. Es geht ja um sehr persönliche Dinge. Da ist Vertrauen wichtig. Die brauchen das Gefühl, dass man erreichbar ist oder zumindest verlässlich zurückruft.

Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihrer Kanzlei? Warum besteht sie Ihrer Ansicht nach seit weit über 100 Jahren?

Die Kontinuität und das Eingehen auf die Bedürfnisse unserer Klienten. 

Magazin: Die Jahrhundertfirmen

Am 1. Juli erschien in der Kleinen Zeitung eine exklusive Magazin-Beilage: "Die Jahrhundertfirmen – Über 100 Jahre erfolgreich – kein Zufall, sondern Haltung“. Das Magazin entstand in Kooperation mit Wüstenrot und widmet sich der Frage, was Unternehmen langfristig trägt. Es beinhaltet:
Sieben Interviews mit österreichischen und internationalen Unternehmen, die seit über 100 Jahren bestehen.
Gespräche mit einem Wohnhistoriker, einem Zukunftsforscher
Porträts junger, nachhaltig ausgerichteter Firmen wie refurbed oder woom

Rechtsanwaltskanzlei Wolff & Wolff & Wolff

Unternehmen: Rechtsanwaltskanzlei Wolff & Wolff & Wolff

Gegründet: 1919

Zentrale: Aignerstrasse 21, 5020 Salzburg

Standorte: drei

Zahl der Mitarbeitenden: fünf Mitarbeiter

Webseite: www.kanzlei-wolff.at

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