Österreicher gehören in Europa zu den Spitzenreiter beim Bahnfahren. Mehr als 2000 Kilometer sind die Menschen hierzulande durchschnittlich pro Jahr mit der Bahn unterwegs. Der Vorteil: Auf einer Bahnreise kannst du von Anfang an abschalten. Auf den unten beschriebenen Strecken wird Bahnfahren zum Urlaubserlebnis. Du kannst sie auch für Ausflüge von deinem Urlaubsort aus nutzen. Viele Stationen eignen sich als Ausgangspunkt zum Wandern.

Manchen Ausblick wirst du von Postkarten, Briefmarken oder Banknoten wiedererkennen. Einsteigen, zurücklehnen und die Aussicht genießen.

Mariazeller Bahn: Unterwegs mit dem Ötscherbär

Von der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten bis nach Mariazell in der Obersteiermark, vorbei am Naturpark Ötscher-Tormäuer. „Himmelstreppe” heißt der Zug ganz unbescheiden. Die Strecke von 85 Kilometern bietet vielfältige Möglichkeiten für Ausflüge: Wandern in den Voralpen und in einer Klamm oder gemütliches Landschaftsschauen auf der Sesselbahn, die auf die Spitze der 1626 Meter hohen Gemeindealpe führt. Wer die Aussicht aus dem Zug besonders genießen will, kann Spezialtickets erstehen: Im verglasten Panoramawagen stört nichts den Blick auf die Kalkalpen und das Bergmassiv Ötscher, das dem Naturpark seinen Namen gibt. Die Mariazellerbahn endet im gleichnamigen Wallfahrtsort, der mit seiner römisch-katholischen Basilika zu den bedeutendsten in Europas zählt.

Bahn-Fans kommen von Mai bis Oktober im Nostalgiezug  „Ötscherbär” auf ihre Kosten. In restaurierten Waggons, gezogen von einer Elektrolokomotive – und manchmal sogar von einer Dampflok – geht es auf 30 Kilometern durch Tunnels, Viadukte und Brücken. 

 

Das Viadukt "Kalte Rinne" an der Semmeringbahn
Das Viadukt "Kalte Rinne" an der Semmeringbahn

Semmeringbahn: im UNESCO-Weltkulturerbe durch die Wiener Alpen

Zur Eröffnung im Jahr 1854 fuhr Kaiser Franz Joseph I. die Strecke, die Österreichs Hauptstadt an den Süden anbindet. Die Semmeringbahn war seinerzeit eine technische Meisterleistung und ist als erste Hochgebirgsbahn Europas UNESCO-Weltkulturerbe. Sie führt von Gloggnitz südlich von Wien über den Semmering-Pass bis nach Mürzzuschlag in der Steiermark. Auf 41 Kilometern geht es durch 15 Tunnels und über 16 Viadukte und 100 Brücken durch abwechslungsreiche Alpenlandschaft. Im Informationszentrum an der Station Semmering erfährst du alles über die Geschichte der Zugstrecke. Die Semmeringbahn legte den Grundstein für den Tourismus in der Region. Historische Hotels und Villen zeugen von dieser Zeit.

Wer sich aktiv bewegen möchte, kann von Semmering aus zahlreiche Wanderwege erkunden. Entlang der Trasse führt ein Bahnwanderweg. An den zahlreichen Haltestellen kannst du nach Belieben zu- oder aussteigen. Das Viadukt „Kalte Rinne“ – 184 Meter lang und 46 Meter hoch – lässt sich am besten von einem Aussichtspunkt namens „20-Schilling-Blick“ fotografieren. Das Motiv war einst auf der entsprechenden Banknote abgebildet. Für Tagesausflüge perfekt – denn dank der Semmeringbahn kommen Wanderer schnell wieder zurück nach Wien.

Vorbei an Bad Gastein: die Tauernbahn

Bad Gastein: Der Ort steht für eine abwechslungsreiche Geschichte. Kurort und Oase für die Schönen und Reichen, später Leerstand und Verfall und Wiedergeburt als „Berlin der Berge“. Kaum ein touristisches Zentrum Österreichs hat ähnliche Berg- und Talfahrten durchlebt. Revitalisierungspläne sorgten zuletzt für eine neue Aufbruchsstimmung im Ski-WM-Ort von 1958.
Neben all dem Auf und Ab gibt es aber seit Anfang des 20. Jahrhrhunderts auch eine Konstante: Den Zug, der unentwegt die Tauernbahn entlang tingelt. Von Schwarzach-St. Veit (Salzburg) bis nach Spittal-Millstättersee (Kärnten) schlängeln sich die Waggons und kommen auf ihrem Weg auch in Bad Gastein vorbei. Die Strecke ist wunderschön, liegen die Schienen doch hoch oben über dem Gasteinertal. Als Mitfahrender genießt du die volle Pracht der Pongauer Bergwelt, während du über wunderbar in die Landschaft integrierte Viadukte rollst.
In Fahrtrichtung Süden folgt nach Bad Gastein die Fahrt durch den Tauerntunnel. Und auch auf der Kärntner Seite des Alpenhauptkamms hat die Strecke einiges zu bieten, allen voran die baulich wunderschöne Falkensteinbrücke, die mit 396 Metern die längste Brücke der Tauernbahn.

Zum Schafberg gehts mit dem Zahnradbahn
Zum Schafberg gehts mit dem Zahnradbahn

Mit der Zahnradbahn auf den Schafberg

Manchmal wird es dann doch zu steil: Auf den zwischen Salzburg und Oberösterreich gelegenen 1782 Meter hohen Schafberg kommt die Bahn nur per Zahnrad. Los geht's am Wolfgangsee. Auf den hast du von der Bergstation einen herrlichen Blick. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt, es geht durch Wälder, an Felswänden vorbei, durch zwei Tunnel und über die Baumgrenze hinaus, insgesamt mehr als 1000 Höhenmeter bergauf. Wenn du es sportlicher angehen willst, wählst einen der vielen Wanderwege auf die Bergspitze. Zur Belohnung kehrst du auf einer der Hütten ein und fährst mit der Bahn ins Tal zurück.

Die Schafbergbahn bietet ein Rundum-Panorama, und das nicht erst seit Kurzem: Die Schienen stammen noch aus dem 19. Jahrhundert. Deswegen wird bis nächstes Jahr die Talstation und auch die Trasse schrittweise saniert. Aber keine Sorge: Die Schafbergbahn bleibt in Betrieb.

Die Trisannabrücke der Arlbergbahn
Die Trisannabrücke der Arlbergbahn

Arlbergbahn-Panorama: von Tirol nach Vorarlberg

Mitten durch die Alpen – und das wortwörtlich: Das Herzstück der Arlbergstrecke ist der mehr als zehn Kilometer lange Arlbergtunnel. Doch davor und danach hat die Strecke, die Innsbruck in Tirol mit Bludenz in Vorarlberg verbindet, reichlich Panorama zu bieten. Mit oft weniger als 70 Stundenkilometern geht es Richtung Westen. Eines der Highlights auf der knapp eindreiviertel Stunden langen Strecke ist die Fahrt über die mehr als 200 Meter lange und rund 90 Meter hohe Trisanna-Brücke am Eingang des Paznauntals. Das Paznaun, wie es Einheimische nennen, ist umgeben von Dreitausender-Gipfeln – die Sommerheimat von Wanderern, Kletterern und Mountainbikern.

Im Winter strömen Skifahrer und Snowboarder nach Ischgl oder – direkt auf der Bahnstrecke – nach St. Anton am Arlberg. Aber auch, wer die Alpen nur aus dem Zugfenster erleben will, ist hier richtig.

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