Was ist das „Pickerl" eigentlich? Die §57a-Begutachtung in Österreich

Autobesitzer:innen in Österreich sollten es wissen: Regelmäßig steht die Überprüfung nach §57a Kraftfahrgesetz an – umgangssprachlich als „Pickerl-Begutachtung“ bekannt. Das „Pickerl“ ist die Begutachtungsplakette, die auf der Innenseite der Windschutzscheibe angebracht wird.

Die Begutachtung ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie stellt sicher, dass dein Fahrzeug verkehrs- und betriebssicher ist und keine unnötigen Umweltbelastungen verursacht. Sie gewährleistet deine Sicherheit und die anderer Verkehrsteilnehmer:innen. Es werden nicht nur Autos, sondern auch Krafträder, Anhänger und sogar Lkw überprüft.

In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige rund um das Pickerl für private Pkw (bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht) sowie Motorräder, Mopeds, Mofas und Motorroller – von den gesetzlichen Fristen über die notwendigen Unterlagen bis hin zu den entscheidenden Prüfungspunkten und Tipps zur Vorbereitung.

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Neben der §57a-Überprüfung ist auch eine Haftpflichtversicherung für jedes Fahrzeug gesetzlich vorgeschrieben. Die Leistungen der Mobilitäts-Haftpflichtversicherung von Wüstenrot gehen weit über die Leistungen einer klassischen Kfz-Haftpflichtversicherung hinaus. Sie gilt auch für Fahrräder, E-Bikes, Scooter, Rollstühle und Co.

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Wann ist mein Pickerl fällig?

Der Monat der Erstzulassung bestimmt, wann dein Fahrzeug zur Begutachtung muss. Auf der Begutachtungsplakette ist der Monat der Erstzulassung gestanzt, der gleichzeitig auch der Monat der Fälligkeit ist. Für Pkw, Motorräder und Kleinkrafträder gilt die sogenannte „3-2-1-Regelung“ – die Begutachtung ist fällig:

  • drei Jahre nach der ersten Zulassung deines Fahrzeugs,

  • zwei Jahre nach der ersten Begutachtung und anschließend 

  • ein Jahr nach der zweiten und jeder weiteren Begutachtung.

Du hast jedoch eine Toleranzfrist. Du darfst den Begutachtungstermin einen Monat vorziehen oder die Begutachtung bis zu vier Monate nach dem auf der Plakette gestanzten Monat durchführen. Beispiel: Dein Pickerl zeigt September – dann hast du bis Ende Jänner des Folgejahres Zeit, um die Überprüfung durchzuführen.

Achtung: Diese Frist gilt nur innerhalb Österreichs. Andere Staaten erkennen sie oft nicht an. Wenn du eine Auslandsfahrt planst, kümmere dich also rechtzeitig um ein gültiges Pickerl.

Wo kann ich mein Fahrzeug überprüfen lassen?

Ermächtigt zur §57a-Begutachtung sind:

  • Autofahrerclubs wie der ÖAMTC und der ARBÖ. Ihren Mitgliedern bieten sie die Begutachtung günstiger und verbunden mit Services wie vorheriger Terminvereinbarung und Beratung durch erfahrene Techniker:innen an.

  • Gewerbebetriebe, also Kfz-Werkstätten, die über eine entsprechende Berechtigung verfügen.

  • Ziviltechnikerinnen oder Ziviltechniker, Technische Büros oder Ingenieurbüros

Die Kosten hängen von der Fahrzeugklasse ab und variieren je nach Prüfstelle. Ein Preisvergleich kann sich lohnen.

Welche Unterlagen brauche ich für die Begutachtung?

Bringe zur Begutachtung den ersten Teil des Zulassungsscheins im Original mit. Den hast du aber sowieso immer im Auto. Der neue digitale Zulassungsschein kann noch nicht überall ausgelesen werden.

Wenn die Prüfer:innen Zweifel haben, ob dein Fahrzeug noch dem genehmigten Zustand entspricht – beispielsweise nach Umbauten –, können sie das Genehmigungsdokument (Typenschein, COC-Papier, Einzelgenehmigungsbescheid) verlangen.

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Was wird bei der §57a-Überprüfung kontrolliert?

Geprüft wird die Verkehrs- und Betriebssicherheit deines Fahrzeugs. 

Die Prüfpunkte sind gesetzlich vorgeschrieben. Kontrolliert werden unter anderem:

  • Beleuchtung und Signaleinrichtungen: Funktionieren alle Lichter, Blinker und die Hupe einwandfrei?
  • Bremsanlage: Funktionieren die Bremsen?
  • Lenkung, Achsen und Räder: Die gesamte Mechanik des Fahrwerks, einschließlich der Reifen und Aufhängungen, wird überprüft, beispielsweise ob deine Reifen abgefahren oder beschädigt sind. 
  • Fahrgestell und Karosserie: Gibt es Rost oder Risse, die die Stabilität beeinträchtigen könnten?
  • Motor und Umweltbelastung: Dein Fahrzeug wird auf übermäßigen Lärm, Rauch oder schädliche Luftverunreinigungen untersucht. Bei Fahrzeugen der Klassen M1 und N1, die nach dem 1.1.2021 erstmals zugelassen wurden, werden seit Mai 2023 auch die laufenden Verbrauchsdaten über die Onboard-Diagnose ausgelesen.
  • Sicherheitseinrichtungen wie Sicherheitsgurte und Airbags.
A sleek red car being cleaned during an automated car wash. Water and soap create dynamic splashes over the vehicle, emphasizing cleanliness and maintenance.
Ein sauberes Auto macht bei der Begutachtung einen besseren Eindruck.

So besteht dein Auto die Begutachtung

Mit einer guten Vorbereitung kannst du dir eine Nachprüfung ersparen:

  • Reinigung: Ein sauberes Auto erleichtert die Kontrolle.

  • Beleuchtung: Teste alle Lichter, Scheinwerfer, Blinker, Bremsleuchten, die Nebelschlussleuchte sowie die Kennzeichenbeleuchtung. Tausche defekte Glühbirnen aus.

  • Reifen: Überprüfe den Reifendruck und die Profiltiefe. Die gesetzliche Mindesttiefe liegt bei 1,6 Millimeter, aber für deine Sicherheit sollte das Profil tiefer sein. Achte auch auf Schäden wie Risse, Dellen oder ungleichmäßigen Abrieb.

  • Flüssigkeiten: Kontrolliere den Füllstand von Motoröl, Kühlflüssigkeit, Scheibenwaschwasser und Bremsflüssigkeit und fülle gegebenenfalls auf. 

  • Windschutzscheibe und Scheibenwischer: Achte auf Steinschläge oder Risse in der Windschutzscheibe. Stelle sicher, dass die Scheibenwischer das Wasser gut abwaschen und tausche, wenn nötig, die Wischerblätter aus. 

  • Warnausrüstung: Überprüfe, ob das Warndreieck, Verbandskasten und Warnweste vollständig an Bord sind. Achte beim Verbandskasten auf eine unbeschädigte Verpackung der Materialien und darauf, dass das Verfallsdatum nicht überschritten ist.

  • Geräusche: Achte auf ungewöhnliche Geräusche während der Fahrt – sie können auf Defekte hinweisen.

Close up mechanic inflating tire and checking air pressure with gauge pressure in service station
Auch den Reifendruck kann man vor der Begutachtung selbst checken.

Was passiert bei Mängeln?

Wenn dein Fahrzeug bei der Begutachtung Mängel aufweist, werden sie im Gutachten vermerkt. Die Konsequenzen sind je nach Schwere unterschiedlich:

  • Bei leichten Mängeln bekommst du dein Pickerl, musst die Mängel aber innerhalb einer bestimmten Frist beheben.

  • Bei schweren Mängeln erhältst du kein Pickerl. Du darfst dein Auto nur direkt in eine Werkstatt oder nach Hause fahren. Reparierst du innerhalb von vier Wochen, bist währenddessen nicht mehr als 1.000 Kilometer gefahren und führst dein Auto erneut in derselben Begutachtungsstelle vor, musst du nicht die komplette Begutachtung wiederholen. Eine Nachprüfung reicht.
  • Gefahr im Verzug: Dein Auto wird sofort stillgelegt und darf nicht mehr gefahren werden, bis es repariert ist.

Was passiert, wenn mein Pickerl abläuft?

Als Lenker:in eines Fahrzeugs bist du für die Gültigkeit des Pickerls und die Einhaltung der Fristen verantwortlich. Ein abgelaufenes Pickerl ist kein Kavaliersdelikt. Wenn du über die Toleranzfrist hinaus mit einem abgelaufenen Pickerl unterwegs bist, drohen dir Strafen von bis zu mehreren hundert Euro, in schweren Fällen der Entzug der Zulassung. Bei einem Unfall kann die Versicherung Leistungen kürzen.

Ersatzplakette und Verlust

Ist die Plakette beschädigt oder unleserlich, kannst du bei der letzten Begutachtungsstelle eine Ersatzplakette beantragen. Dazu brauchst du den Zulassungsschein und das letzte Gutachten.

Fazit

Die §57a-Begutachtung ist mehr als eine Formalität oder eine lästige Pflicht, sondern ein wichtiger Beitrag zu Sicherheit und Umweltschutz. Bereite dein Fahrzeug rechtzeitig vor, dann sparst du Zeit, Geld und Nerven.

Schwarzes Auto geparkt in einer Einfahrt, ein roter Kreis umrundet einen Aufkleber.
Platzierung der Begutachtungsplakette
FAQ – häufig gestellte Fragen

Wie viel kostet ein Pickerl in Österreich?

Die Pickerlüberprüfung für ein E-Auto kostete in Österreich 2025 inklusive Plakette zwischen 60 und 150 Euro. 

Wie lange ist das Pickerl gültig?
Das hängt von der Fahrzeugklasse ab. Für Pkw gilt die 3-2-1-Regel: erst nach drei Jahren, dann nach zwei Jahren und danach jährlich.

Welche Strafen drohen bei einem abgelaufenen Pickerl?
Es drohen Strafen von 30 bis mehreren hundert Euro, in Einzelfällen auch mehr. Die Polizei kann außerdem die Zulassung entziehen.

Kann ich mein Auto auch bei der ARBÖ oder dem ÖAMTC überprüfen lassen?
Ja. Beide Clubs sind anerkannte Begutachtungsstellen und bieten die Überprüfung an – für Mitglieder meist zu günstigeren Konditionen. 

Welche Unterlagen brauche ich für die Begutachtung?
Für die §57a-Begutachtung ist unbedingt der erste Teil des Zulassungsscheins erforderlich. Es gibt zwei Teile des Zulassungsscheins: Der erste Teil ist länger, den hat man auch immer mit im Auto bei den Fahrzeugpapieren. Der zweite Teil ist um ein 1/4 kürzer und wird bei der Zulassungsstelle an den Typenschein geheftet.

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